Aktuelles

 

Am Sonntag, 9. Juni 2024 fanden neben Europawahlen deutschlandweit zudem Kommunalwahlen statt. Für den Karlsruher Gemeinderat sowie den Durlacher Ortschaftsrat stellten sich mehr als ein Dutzend Parteien zur Wahl. Wie aus verschiedenen Debatten ersichtlich hervorgeht, halten einige eine Trassenverlängerung der Turmbergbahn bis zur Bundesstraße 3 für zwingend erforderlich, andere Parteien und einzelne Kandidierende sprechen sich ausdrücklich gegen die Verlängerung zur B 3 und für eine behutsame Sanierung und Erneuerung der heutigen Turmbergbahn aus. Im Laufe des Jahres wird es nach Abschluss des Planfeststellungsverfahrens auf Grundlage aktueller Kosten- und Kosten-/Nutzen-Rechnungen in den Gremien zu einem abschließenden Beschluss kommen. Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Karlsruhe entschieden am 9. Juni mit ihrem Votum nicht zuletzt, welchen Parteien und Personen sie die richtige Antwort auf die Frage nach der Zukunft der Durlacher Turmbergbahn zutrauen. 

 

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Erörterung „Barrierefreier Umbau und Verlängerung der Standseilbahn in Karlsruhe-Durlach (Turmbergbahn)“ im Zuge des Planfeststellungsverfahrens, 23. April 2024

Im Rahmen des geplanten Neubaus der Durlacher Turmbergbahn (TBB) wurde am vergangenen Dienstag, den 23. April 2024 ein neues Kapitel aufgeschlagen: Das Regierungspräsidium Karlsruhe lud im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens zum Erörterungstermin in die Durlacher Karlsburg. Dem Aufruf gefolgt waren rund zwei Dutzend Verlängerungs-Gegner (darunter überwiegend persönlich geladene Einwender), denen die gleiche Zahl an Vertretern der Stadt, der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) und der Seilbahnfirma Garaventa einschließlich verschiedener Gutachter gegenübersaß. Die Leitung der Veranstaltung lag beim Regierungspräsidium Karlsruhe.

Die Tagesordnung sah die Erörterung von gut einem Dutzend an Punkten des Planfeststellungsverfahrens vor (die komplette Aufstellung der TOPs wurde am 13.4.24 via openPetition verschickt), gegen die Einwendungen gegen die Planung erhoben wurden.

Die nachfolgende Aufstellung greift anhand von Stichworten wesentliche und markante Details auf:

Rechtliche Einwendungen:

Die Einwender gegen die Planung erheben rechtliche Einwendungen gegen die Planung.

Diese Einwendungen betreffen insbesondere den Eingriff in den öffentlichen Verkehr, die Straßenentwittmung sowie die der Planung zugrundeliegenden Lärmschutzrichtlinien.

 

Barrierefreiheit:

Dass beim Bau der künftigen TBB auf eine barrierefreie Ausrichtung zu achten sein wird, ist unumstritten. Allerdings wurde in der Vergangenheit durch die Politik, beispielsweise durch die Partei Die Grünen, der Eindruck vermittelt, ein barrierefreier Betrieb der künftigen TBB sei allein im Zuge ihrer Verlängerung bis zur Bundesstraße 3 möglich.

Dieser Ansicht widersprechen die Einwender, da ebenso eine barrierefreie Sanierung der jetzigen Bahn (ohne Verlängerung der Trasse) möglich ist.

Die horizontale Ausrichtung der Fahrkabinen ist hierfür auch nicht notwendig, dies zeigen vergleichbare Beispiele in Bad Wildbad, Baden Baden, Heidelberg, Freiburg etc.

 

VBK-Geschäftsführer Christian Höglmeier räumt in diesem Zusammenhang ausdrücklich ein: „Barrierefreiheit selbst braucht keine Verlängerung.“

Die Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 1 ist nicht behindertengerecht ausgebaut und wird es, so die VBK, möglicherweise auch bis zum Abschluss des Neubaus der TBB nicht sein. Für diesen Fall werde man sich mit einem Provisorium behelfen. 

Der Verein Zukunft Turmbergbahn weist darauf hin, dass schon heute die Haltestelle Karl-Weiser-Straße behindertengerecht ausgebaut ist. Darüber hinaus ist ein potentieller behindertengerechter Zugang zur bestehenden Talstation der TBB über die Turmbergstraße möglich, da die Turmbergstraße im Vergleich zur Bergbahnstraße eine geringere Steigung aufweist.

Steigerung der Fahrgastzahlen:

Die Planer der VBK rechnen mit einer Steigerung über 100 Prozent auf 273.000 Fahrten.

Unter dem Diktum der „Attraktivität“ verstehen die VBK vor allem möglichst wenige Umstiege von Zubringer-Bahn zu Bahn bzw. vom Auto zur Bahn. (Als Beispiel für eine Anreise mit Kfz wird die Nutzung des Parkgeländes am Festplatz genannt mit Umstieg auf die Linie 1 sowie an der Endhaltestelle der Linie 1 dem Umstieg auf die künftige TBB.) Die VBK räumen ein, dass die erhoffte Steigerung der Attraktivität und damit verbunden die Erhöhung der Fahrgastzahlen zugleich Voraussetzung für eine Subventionierung durch das Land Baden-Württemberg ist.

Die Einwender hegen an den Prognosen der VBK erhebliche Zweifel.  

Tag-und-Nacht-Betrieb:

Planerisches Ziel ist für OB Dr. Mentrup ausdrücklich die „Erreichbarkeit (des Turmbergs) zu jeder Tages- und Nachtzeit“.

Der Bedarf hierzu wurde von der VBK durch eine Umfrage bei den Arbeitgebern am Turmberg (Gastronomie, Sportschule, Waldseilpark) ermittelt, die Beschäftigten selbst, Fahrgäste oder Turmbergbesucher wurden nicht befragt. Nach Aussage der VBK wurde von den Befragten Interesse an einer Ausdehnung der Betriebszeiten, m.a.W. einem Tag-und-Nacht-Betrieb der künftig autonom fahrenden Bahn sowie einer Verlängerung der Bahntrasse bekundet.

Die Einwender bemängeln, dass im Wohngebiet der Betriebslärm der künftigen Bahn im Wohngebiet nachts die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte erheblich überschreitet.

Relevant ist in diesem Zusammenhang nicht zuletzt die Frage, ob es sich bei der TBB um eine private oder eine öffentliche Anlage handelt. Laut VBK handelt es sich bei der TBB um öffentlichen Verkehr, der „der Daseinsfürsorge“ diene, was, sofern das Argument zutrifft, den Betreibern wiederum einen moderateren Lärmschutz zugesteht. Der Vertreter der VBK räumt jedoch ein, dass sich in diesem Punkt eine „Lücke“ auftut.

Die Einwender widersprechen der „Daseinsfürsorge“, da es bei der TBB um eine überwiegend zu touristischen Zwecken benutzte Einrichtung handelt.   

Option Sanierung der bestehenden Bahn (wie vom Verein Zukunft Turmbergbahn favorisiert):

Es ist unbestritten, dass eine Sanierung der bestehenden Bahn mit einer Reihe von Neuerungen verknüpft ist: behindertengerechter Umbau bzw. Neubau der Talstation und der Bergstation, neue Gleisanlagen, neue Fahrzeuge. Als Beispiel für diese Option wird die Sanierung der Merkurbahn in Baden-Baden genannt, die unter Beibehaltung des Status quo vor wenigen Jahren erfolgte. Als Zubringer zur Talstation könnte die Einbindung des Verkehrsbetriebs in die bereits bestehende Buslinie 29 dienen, oder die Route von weitere bestehende Buslinien (Linie 23 oder 26) geringfügig umgelegt werden.
Bereits im vorvergangenen Jahr stellte der Landesverkehrsminister auf Anfrage fest, dass auch die alleinige Sanierung der TBB (ohne Trassenverlängerung) förderungswürdig ist.

Die Vertreter des Vereins bemängeln, dass die Variante Sanierung der bestehenden Bahn im gutachterlichen Variantenvergleich durchweg abgewertet wurde. Das Gegenargument der VBK lautet: Gegen die bloße Sanierung spreche der den Besuchern abverlangte erhöhte Zeitaufwand. (Diesen erhöhten Zeitaufwand – von dreieinhalb Minuten – hätte auch die Einrichtung einer Mittelstation erfordert, wie sie ursprünglich von einzelnen Fraktionen im Gemeinderat erwünscht wurde.) Der Verein wiederum vertritt die Ansicht, dass die Fahrzeit bei einer hauptsächlich touristischen Bahn nicht ins Gewicht fällt.  

 

Unterführung:

Auf halber Höhe ist eine Unterführung als Verbindung zwischen Posselt- und Kastellstraße bzw. Turmbergstraße geplant, die künftig nur noch durch Fußgänger und Radfahrer zu nutzen, nicht aber für Autofahrer zugänglich sein wird. Ein behindertengerechter Zugang von der Posselt- in die Kastellstraße (Zugang zum oberen Eingang des Friedhofs) wie vorhanden ist nicht mehr gewährleistet.

Mit anderen Worten akzeptiert die Politik diese Fehlplanung, obwohl sie der Barrierefreiheit höchste Priorität einräumt. Auch der Vertreter der VBK ist der Ansicht, dass sich das „der Topographie geschuldete“ Problem nicht beheben ließe.

Der Anwalt des Vereins Zukunft Turmbergbahn stellt fest, dass bei der geplanten Unterführung die gesetzlich vorgeschriebene lichte Höhe für Radverkehr von 2,63 Meter auf der halben Breite der Unterführung nicht eingehalten wird. Die Unterführung steht also nicht auf der gesamten Breite für
den Fuß- und Radverkehr zur Verfügung.
Der Eingangs- bzw. der Einfahrtsbereich in die Unterführung ist vor allem Radfahrer, die aus der Kastellstraße einfahren, sind nicht geeignet und stark unfallgefährdet.

Auch ist zu befürchten, dass die Unterführung sich als freies Betätigungsfeld für Vandalismus erweisen wird. Ein Vertreter der VBK weist darauf hin, dass die Unterführung als „einzige Planungsvariante für einen 24-Stunden-Betrieb“ zu betrachten und Vandalismus in Kauf zu nehmen sei.     

 

Angebot und Nachfrage:

Von einem Neubau der TBB verspricht sich die Stadt eine spürbare Reduzierung des Kfz-Verkehrs am Turmberg.

Eine Befragung der KFZ-Besucher am Turmberg wurden nicht durchgeführt, die Abschätzung der Reduzierung wird aus „Erfahrungswerten“ der VBK bzw. deren Planern abgeleitet.

Die Einwender erwidern, dass ohne eine entsprechende Befragung der KFZ-Besucher keine repräsentative Abschätzung möglich ist. Im Gegenteil hierzu weist die im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens vorgelegte Kosten-Nutzenprognose eine Steigerung des motorisierten  

Individualverkehrs um ca. 20% also mehr KFZ-Besucher auf!

 

Stadtbild:

Die 1,80 Meter hohe Einzäunung der TBB-Trasse in ihrer unteren Hälfte bezeichnet der Verein als „gestalterisches Fiasko“. Damit werde ein über Jahrzehnte gewachsenes Wohngebiet durch die Verlängerung der Turmbergbahn zerschnitten und der letzte freie Blick aus Durlach auf den Turmberg irreversibel zerstört.

Angesichts der Gebäudeplanung, des Zauns sowie der Gestalt der künftigen Hubwagen wird der historische Anspruch der TBB komplett zerstört.

Auch aus ökologischer Sicht erscheint das Bauwerk der künftigen Talstation als „höchst fraglich“. Das Kleinklima verändert sich, die Kühlwirkung der Abwinde geht aufgrund der künftigen Barriere am Fuße der Kaltluftschneise verloren. Der vorhandene Grünstreifen im Wohngebiet wird fast auf der gesamten Breite versiegelt, was schlussendlich in den Sommermonaten zu einer zusätzlichen Erwärmung der Stadt führen wird. Die VBK sieht dies als nicht wesentliche Änderung und für die Anwohner als hinnehmbar.    

Datenschutz:

Die Bahn wird zukünftig auf weiten Strecken im Wohngebiet deutlich über der Straße fahren, die Sichtachse der Fahrgäste liegt überwiegend bei 6 m über dem Gelände.

Die stellenweise enge Vorbeifahrt der künftigen Bahn an einzelnen Häusern der Anwohner hat „den freien Blick in deren Schlafzimmer“ bis in die 2.te Etage zur Folge. Nach Meinung der VBK lässt sich die „Einsichtsfähigkeit“ aber „nicht verhindern“.
Nach Aussage der VBK können ja die Anwohner die Rollläden schließen.

 

Verkehrskonzept:

Die Einwender sehen erhebliche Probleme des Verkehrs während der Baumaßnahme.
Eine Planung, wie der Verkehr während des Baus der Bahn erfolgen soll, liegt nicht vor.
Durch den geplanten Bau der Unterführung und des Brückenbauwerks im Wolfsweg wird der Zugang bzw. die Zufahrt zum oberen Turmberg abgeschnitten.

Das vorliegende Verkehrsgutachten berücksichtigt nicht die Auswirkungen auf den Verkehr auf der B3 durch die zusätzlichen Ein- und Ausfahrbewegungen insbesondere in der Dürbachstraße, der Straße am Steinbruch 1 sowie im Kreuzungsbereich Rittnertstraße B3.

Im stark frequentierte Kreuzungsbereich Bergbahnstraße/Grötzingerstraße B3 wurden nicht alle Auswirkungen der Neuplanung untersucht und die vorhandenen und angedachten Verkehrsströme unvollständig untersucht. Auswirkungen durch den gesteigerten Fußgängerverkehr, geänderte Ampelschaltungen und zusätzliche Fahrbeziehungen im Kreuzungsbereich durch die Straßenbahn sowie Busverkehr zur Endhaltestelle wurden nicht berücksichtigt.

Die Gutachten zeigen, dass insbesondere an den Wochenenden die Parkplätze im Bereich der neuen und der derzeitigen Talstation nicht ausreichen.

 Durch die Planung fallen viele der vorhandenen Parkplätze weg, neue werden nicht geschaffen. Gleichzeitig wird eine Zunahme an Besuchern mit PKW um 20% generiert.  
Dies führt laut den Einwendern zu einem Verkehrschaos an der neuen Talstation und starkem erfolglosem Suchverkehr im angrenzenden Wohngebiet.


Fazit:
Für den Verein Zukunft Turmbergbahn steht das Bahnverlängerungsprojekt in keiner Relation zum erwartbaren Bedarf.

Stadt und Verkehrsbetriebe halten dagegen ungeachtet aller Einwände an ihrem Vorhaben fest. Oberbürgermeister Mentrup verwies auf den eindeutigen Beschluss des durch die Bürgerinnen und Bürger der Stadt gewählten Gemeinderats. Die Wahl der Vertreter stellt für den OB nicht zuletzt eine deutliche Form der Bürgerbeteiligung dar. (In diesem Zusammenhang können die Bürgerinnen und Bürger bei den bevorstehenden Kommunalwahlen erneut ihr Votum für oder gegen die geplante Trassenverlängerung der TBB abgeben, indem sie sich für eine entsprechend positionierte Partei aussprechen.)

Laut Beschluss des Gemeinderats ist ein Zuschuss von mindestens 50 Prozent durch das Land Baden-Württemberg Voraussetzung für den Bau. Außerdem setzt ein Förderantrag beim Land die (abgeschlossene) Planfeststellung durch das Regierungspräsidium voraus. Aktuell wurde eine Aufnahme in das Förderprogramm des Landes beantragt.

 

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Aus Anlass der geplanten Verlängerung der Turmbergbahn in Durlach und der Einwendungen gegen das Planfeststellungsverfahren beim Regierungspräsidium Karlsruhe hat der Verein „Zukunft Turmbergbahn e.V.“ den Osnabrücker Mobilitätsforscher und Universitätsprofessor Dr. Jürgen Deiters mit einem Gutachten betraut, das jetzt vorliegt.

Darin stellt Professor Deiters im Hinblick auf das für die Verlängerungsentscheidung maßgebliche Gutachten der Kölner Beraterfirma Montenius Consult gravierende Mängel und methodische Fehler fest. In der Hauptsache krankt das Montenius-Gutachten an erheblichen unzulässigen Eingriffen in die Bewertungsmethodik.

Diese Verzerrung der Verkehrsdaten lässt darauf schließen, dass es den Verantwortlichen weniger um eine wertneutrale Gegenüberstellung aller denkbaren Verkehrsvarianten ging, als vielmehr darum, „durch entsprechende Anpassung der Berechnungsmodalitäten die Planungsabsicht des Auftraggebers zu stützen“. Insofern täuscht die nur scheinbare Vergleichbarkeit der angesetzten Mobilitätsdaten über das tatsächliche Nutzen-Kosten-Verhältnis des Projekts. Womöglich ist aber nur auf diese Weise eine Förderung nach dem GVFG zu erreichen.

Das Gutachten wurde am 03.05.2023 unter dem Betreff „Verstoß gegen das Landesseilbahngesetz und mangelnde Alternativprüfung“ per Mail an alle Fraktionsmitglieder des Gemeinderats versandt und war Bestandteil des Einspruchs innerhalb des Planfeststellungsverfahrens.

Im Hinblick auf Neubau und Trassenverlängerung der Turmbergbahn bis zur B3 hatte das Regierungspräsidium Karlsruhe Ende Februar 2023 ein Planfeststellungsverfahren eröffnet. Die Unterlagen hierzu können weiterhin – auch nach seiner Beendigung – unter https://rp.baden-wuerttemberg.de/rpk/abt1/ref17/seiten /plan­feststellungs­verfahren/turmbergbahn eingesehen werden. Im Einzelnen standen die nachstehenden Themen zur Diskussion:

  • Technische Grundlagen von Seilbahnanlagen
  • Themenbereich Landschaftspflege/Begleitplan
  • Themenbereich Bestands- und Konfliktplan
  • Themenbereich Maßnahmenpläne
  • Themenbereich Artenschutz
  • Themenbereich Bodenmanagement
  • Themenbereich Entwässerungskonzepte
  • Themenbereich Schalltechnische Untersuchungen zu Betriebs-/Baulärm
  • Themenbereich Erschütterungen aus Betrieb bzw. Baubetrieb
  • Themenbereich Geologische Gutachten
  • Themenbereich Verkehrsuntersuchungen
  • Themenbereich Nutzen-Kosten-Untersuchung

Bitte beachten Sie die Ausführungen unter der Rubrik „Bekanntmachung“.

Die Planunterlagen lagen bis zum 27. März 2023 im Stadtplanungsamt Karlsruhe, Kaiserallee 4 (Zimmer 245) sowie im Stadtamt Durlach, Pfinztalstraße 33 (Zimmer C 219) jeweils bei vorheriger terminlicher Absprache zur Einsicht aus.

Es bestand die Möglichkeit, Einwände gegen den Plan oder die damit verbundenen Umwelt­aus­wirkungen zu erheben, dies in schriftlicher Form, adressiert an das Regierungspräsidium. Die Frist hierfür lief am 27. April 2023 ab. Von der Möglichkeit des Einspruchs wurde vielfach Gebrauch gemacht.

 

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Im Juli 2022 hatten wir unsere Unterschriftensammlung gegen eine Trassenverlängerung der Durlacher Turmbergbahn abgeschlossen und die Listen dem Karlsruher Oberbürgermeister, Herrn Dr. Mentrup, ausgehändigt.

Als Termin für die Übergabe vereinbart wurde:

Dienstag, der 26. Juli 2022, 15:00 Uhr

Insgesamt haben sich unserer Aufforderung 6.236 Unterstützende angeschlossen, davon 4.860 Mitzeichnende aus Karlsruhe.

 

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Im Juni 2022 hatten wir Sie über den Stand beim Scoping-Verfahren in Zusammenhang mit der geplanten Trassenverlängerung der Durlacher Turmbergbahn informiert:

Absender des Scoping-Verfahrens war das Regierungspräsidium Karlsruhe (RP), das in seinem Schreiben vom 2. Juni 2022 den Antragsteller, die Verkehrsbetriebe Karlsruhe GmbH, auf fehlerhafte Punkte im laufenden Verfahren hinwies. Das RP erläuterte das Verfahren auf seiner Website:

Im Rahmen des Scoping-Verfahrens werden die umweltrelevanten Themen ermittelt und insbesondere wird der Vorhabenträger frühzeitig über Rahmen, Inhalt, Umfang, Methoden und Detailtiefe der Untersuchungen und beizubringenden Unterlagen über die Umweltauswirkungen des Vorhabens unterrichtet und beraten. Beim sog. Scoping-Termin erfolgt hierzu regelmäßig eine öffentliche Besprechung.​​

Aktuell wurden unsere in den vergangenen eineinhalb Jahren geäußerte Bedenken durch das RP in dem Scoping-Verfahren aufgegriffen:

– Unzureichend ist die Prognose zur künftigen Verkehrssituation im Bereich Posselt-, Turmberg- und Bergbahnstraße, einschließlich des zu erwartenden Gesamtlärms;

– unklar ist, welche Auswirkungen in den betroffenen Gebieten Geräusche und Erschütterungen auf Menschen wie auf Bauwerke haben werden;

– erwünscht ist aufgrund des prognostizierten Fahrgastzuwachses eine eingehende Untersuchung des künftig zu erwartenden Parkdrucks im Bereich der Talstation mit allen seinen Auswirkungen;

– zu untersuchen sind die Auswirkungen auf das Landschaftsbild innerhalb und außerhalb des Landschaftsschutzgebietes unter Einbeziehung des Landschaftsplans 2030;

– die Ermittlung planungsrelevanter Daten ist wissenschaftlich zu belegen.

 

Zu den „vernünftigen Alternativen“ rechnet das RP den „Verzicht auf die Verlängerung der Trasse, Modernisierung der bestehenden TBB mit Anschluss an den ÖPNV durch Zubringerbus bzw. Änderung Route bestehender Buslinie“.

 

In Kurzform wurde im Bericht zur Durchführung der Umweltverträglichkeitsprüfung insgesamt eine Erörterung der nachstehenden Punkte erwartet:

– Verkehrsuntersuchungen / Angaben zur Verkehrsentwicklung

– Variantenuntersuchungen

– Landschaftspflegerischer Begleitplan

– Artenschutzrechtliche Untersuchungen

– Schalltechnische Untersuchungen

– Erschütterungstechnische Untersuchungen

– Untersuchungen/Aussagen zur elektrischen/elektromagnetischen Verträglichkeit

– Boden-/Baugrundgutachten

 

Die gesamten Unterlagen sind einzusehen unter:  http://rp.baden-wuerttemberg.de/rpk/abt1/ref17/seiten/scopingverfahren#card-125958

 

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Auch der Wettergott ist gegen eine Verlängerung der Turmbergbahn

Am Samstag, den 3. Juli 2021 trafen sich Gegnerinnen und Gegner der geplanten Verlängerung an der Talstation der Durlacher Turmbergbahn, um ihren Protest gegen das Vorhaben der Stadt und der Verkehrsbetriebe zum Ausdruck zu bringen. Knapp 300 Personen waren dem Aufruf der Interessengemeinschaft Zukunft Turmbergbahn e.V. gefolgt. Belohnt wurden sie von kraftvollem Sonnenschein, der sich angesichts der vorausgegangenen Regentage unerwartet durchgesetzt hatte. Entlang des 200 Meter langen grünen Mittelstreifens formierten sich die Versammelten auf beiden Seiten zu einer Menschenkette, die den geplanten 1,80 Meter hohen Schutzzaun symbolisierte. Um den nötigen Abstand zu wahren, hatten die teilnehmenden Personen zwischen sich jeweils ein Leintuch gespannt. Der Verein Zukunft Turmbergbahn konnte die enorm hohe Resonanz auf die Aktion als großen Erfolg verbuchen. In einem Bericht der BNN über die Veranstaltung vom 5. Juli betont unter anderen der ehemalige Leiter des Gartenbauamts der Stadt, Horst Schmidt, die Notwendigkeit, den begrünten Mittelstreifen beizubehalten: „Wir brauchen diese Schneisen, die sind wichtig für das Kaltluftsystem.“

 

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Am 14. Januar 2021 ist eine Online-Petition zu unserem Anliegen gestartet. Sie können teilnehmen, indem Sie über die Internet-Plattform „www.openpetition.de“ unter dem Link „Keine Verlängerung der Turmbergbahn in Durlach“ unterzeichnen.  (Es werden Angaben zu Ihrem vollständigen Namen und Postanschrift sowie Ihre E-Mail-Adresse erbeten. Ihre Unterschrift besteht sodann aus der Bestätigung einer E-Mail, die Ihnen über Ihren Account zugeschickt wird.)

 

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Diese E-Mail und die Antwort darauf wurden aus Gründen des Datenschutzes anonymisiert: 

Von: […]

Gesendet: Donnerstag, 10. Dezember 2020 11:08
An: […] 

Betreff: Turmbergbahn-Erweiterung

Sehr geehrte/r […] 

schon immer war der Mittelstreifen für die Verlängerung der Bahn vorgesehen. Endlich wurde eine tragbare Lösung gefunden.

Wenn ich Anwohner wäre, würde ich mich wahrscheinlich auch dagegen stemmen, weil vielleicht Parkplätze wegfallen. Wenn man aber für die gesamte Bevölkerung die Sinnhaftigkeit des Projektes betrachtet, dann ist der Egoismus hier nicht angebracht.

Freundliche Grüße […] 

Von: […]

Gesendet: Dienstag, 15. Dezember 2020 19:52
An: […] 

Betreff: Turmbergbahn-Erweiterung

Sehr geehrte/r […] 

freundlichen Dank für Ihre E-Mail an […]. In Vertretung des Arbeitskreises will ich auf Ihr Schreiben gern antworten.

Über den bestehenden Bedarf einer Verlängerung der Turmbergbahn sind sich erstaunlicherweise nahezu sämtliche Parteien und Fraktionen im Ortschafts- und Gemeinderat einig. Bei einem Gespräch unlängst am Marktplatz reklamierten die Grünen die Idee der Verlängerung sogar eigens für sich. [Wer mit Durlachs Stadtgeschichte vertraut ist, weiß] aber, dass der Verlängerungsgedanke lange vor der Gründung der Grünen-Partei geboren wurde. Auf Turmberg-Ansichten aus der Zeit vor 100 Jahren sieht man, wie sich die Schienenstrecke einsam auf weiter Flur nach oben zieht und der untere Teil der Trasse einen freien Mittelstreifen bildet. Anwohner haben sich noch kaum niedergelassen, lediglich die untere Hälfte wird von wenigen Häusern flankiert. Als damals die Verlängerung auf dem mittleren Grünstreifen in Erwägung gezogen wurde, entsprach die Besiedlung am Turmberg allerdings nur zu einem Bruchteil der Dichte von heute.

[…] man wird wohl damit zu rechnen haben, dass die Bahn sich mit ihren zwei Meter hohen Schallschutzwänden als Fremdkörper zwischen die Straßenhälften zwängen wird, während es im zweiten Drittel nicht weniger befremdlicher massiver Stützen bedarf, um die Höhendifferenz zwischen der unteren und der oberen Hälfte auszugleichen. Städtebauliche Eingriffe in dieser Größenordnung mögen am Berliner Gleisdreieck angesichts einer großzügigen Besiedlung geglückt sein, doch hier in Durlach droht uns ein bauästhetisches Fiasko. Darüber täuscht der vermeintlich harmlose, parkähnlich bepflanzte Mittelstreifen hinweg.

Ein zweiter zentraler Kritikpunkt betrifft das grobe Missverhältnis zwischen Kosten und Nutzen. Schon heute wird von einem Kostenvolumen von 21 Millionen Euro ausgegangen. Andere Bahnen in Baden werden zu sehr viel niedrigeren Kosten lediglich saniert, und können dabei noch wie etwa die Merkurbahn in Baden-Baden ungleich höhere Fahrgastzahlen aufweisen. Ohnehin lehrt die Erfahrung aus anderen städtischen Großprojekten, dass es längst nicht bei den aktuell errechneten Kosten bleiben wird. Auch spricht bislang niemand davon, dass der Anschluss und die Anpassung des Verkehrs an die B3 eines neuen kostenaufwendigen Kreuzungskonzepts bedürften.  

Da Sie sich auf die „Sinnhaftigkeit des Projekts für die gesamte Bevölkerung“ berufen, bleibt die Frage, auf welcher Grundlage Ihre Ansicht beruht. Wurde die Bevölkerung von […] den Entscheidern befragt? Wurden die Durlacher darüber aufgeklärt, mit welchen Kosten der Steuerzahler zu rechnen hat? Wurden alternative Mobilitätskonzepte, an denen im digitalen Zeitalter kein Mangel herrscht, in Erwägung gezogen? Ich kann Ihnen jedenfalls versichern, dass die Durlacher Bewohnerinnen und Bewohner, mit denen wir seit der Freischaltung unserer Webseite in den vergangenen Tagen gesprochen haben, mit Entsetzen auf dieses Planungsvorhaben reagiert haben. Und dazu muss man auch nicht zwingend am Turmberg wohnen.

Mit besten Grüßen

[…]