Presse

 

Leserbrief in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 06.12.2023:

Es gibt günstige Alternativen

Bei der Sanierung und der bis zur B3 geplanten Verlängerung der Turmbergbahn rechnen die Verkehrs­betriebe (VBK) mittlerweile mit Baukosten von bis zu 31 Millionen Euro (BNN vom 17. November). Gegenüber den vor nicht allzu langer Zeit kalkulierten 21 Millionen wird jetzt eine Verteuerung um rund 50 Prozent in Aussicht gestellt. Gleichzeitig tendieren die Erwartungen an die erhoffte finanzielle Beteiligung durch das Land weiter nach oben. Lag der Zuschuss, den Stuttgart beisteuern könnte, laut VBK über lange Zeit bei maximal 60 Prozent der Gesamtkosten, so sollen es jetzt bis zu 80 Prozent werden.

Während die Stadt Karlsruhe kräftig sparen muss, traut man den Stuttgarter Verantwortlichen zu, dass sie tief ins Landessäckel greifen werden. Tatsache ist: Landauf, landab geht den Politikern das Geld aus, Stadt und VBK aber halten eisern an ihrem Verlängerungsprojekt fest, bei dem, nüchtern betrachtet, Kosten und Nutzen mitnichten in Einklang miteinander stehen. Was das Beförderungs­aufkommen betrifft, rechnen die VBK mittlerweile mit 240.000 Fahrgästen im Jahr, was im Vergleich zu den Vor-Corona-Zahlen praktisch einer Verdoppelung entspricht. Tag für Tag werden demnach künftig wenigstens 658 Turmbergbesucher anreisen müssen, und dies bei jedem Wetter.

Würde das 31-Millionen-Projekt dem Rotstift zum Opfer fallen, heißt es sodann, wäre Karlsruhe um eine beliebte Attraktion ärmer. Dabei wird gern übersehen, dass diese Beliebtheit freilich der jetzigen Bahn vom Jahrgang 1966 mit ihren getreppten Sitzreihen und ihrem nostalgisch anmutenden Design gilt. Die Zukunft sieht anders aus. Denn auch die geplanten nüchtern-sachlichen Container-Waggons mit einem Fassungsvermögen von (pro Wagen) 80 Personen, von denen mehr als die Hälfte die Ausflugsfahrt im Stehen zu verbringen hat, hätten im Vergleich zu ihrem Vorgänger-Modell reichlich an Attraktivität eingebüßt.

Aber muss man, sollte das Geld nicht ausreichen, gleich an Stilllegung denken? Völlig in Vergessen­heit geraten ist, dass kostengünstigere Alternativen denkbar sind. Die naheliegende Variante bestünde aus einer Sanierung ohne Verlängerung, was das Land auf Anfrage ebenfalls als förderungs­würdig eingestuft hat. Dann müssten keine Bäume gefällt und keine Grünflächen beton­versiegelt werden, den Berg- und Talwinden wäre nicht der Weg versperrt, und die Sitzreihen der neugebauten Waggons behielten ihre für eine Bergbahn charakteristische Treppung bei.

Dr. Klaus Beyrer, Karlsruhe

 

Artikel in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 14.08.2023:

Karlsruhes Gestaltungsbeirat sieht die neue Turmbergbahn kritisch

Ein Zankapfel ist die neue Turmbergbahn in Durlach, seit die Pläne bekannt sind. Die Verlängerung durch die Mitte der 200 Meter langen Bergbahnstraße bis zur B3 am Fuß des Turmbergs mit Begleit­zaun, eine Unterführung allein für nicht Motorisierte und der Verzicht auf die Querung an der Straße Am Steinbruch auf halber Strecke: Das sind Elemente der Planung, an denen sich von Beginn an massive Kritik der Projektgegner festmacht.

Die Stellungnahme des Gestaltungsbeirats der Stadt Karlsruhe ist Wasser auf die Mühlen der Kritiker. Denn darin heißt es explizit: Die Stadtgestaltung, der Gebietscharakter, Erkenntnisse der Klima­anpassung und nachhaltiger Umgang mit Ressourcen und Wirtschaftlichkeit blieben bei dem Vorhaben „leider im Wortsinne auf der Strecke“.

Die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) planen laut Gestaltungsbeirat eine „Transformation“ der ältesten noch betriebenen Standseilbahn Deutschlands, entstanden 1888 und umgebaut 1966, zu einem „normgerechten High-Tech-Ingenieurbauwerk mit allen Komfort- und Effizienzmerkmalen des digitalen Zeitalters“. Der Gestaltungsbeirat kritisiert dies grundlegend und gibt die „dringende Empfehlung“, auf die Verlängerung der Turmbergbahn durch die Bergbahnstraße zu verzichten.

Stattdessen fordert er, die bestehende Standseilbahn „im erforderlichen Umfang unter Erhalt möglichst vieler baulicher Komponenten zu modernisieren“. Aus wirtschaftlichen Gründen sei ein automatisierter, fahrerloser Betrieb in dem Fall in Erwägung zu ziehen. Sofern die Verlängerung aber umgesetzt werde, solle die Gleistrasse „auf der gesamten Strecke bodeneben“ und die Bahn weiter mit Personal besetzt sein. So könne auf eine Unterführung verzichtet werden, und alle Straßen- und Wegeverbindungen blieben erhalten. „Dass vor allem aus technischen Gründen und wegen der Betriebssicherheit Modernisierungen an der historischen Bahn erforderlich sind“, heißt es in der Stellungnahme, „steht außer Frage.“ Stadtgeschichtlich und im Interesse der Nachhaltigkeit sei eine denkmalpflegerisch angelegte,„minimal-invasive“ Lösung wünschenswert. Immerhin handle es sich bei der Turmbergbahn „um eine ortstypische und tradierte Attraktion der Stadt“.

Ein anderer Punkt sei die Frage einer Verlängerung Richtung Hangfuß zur Anbindung an die Innenstadt. Dies sieht der Gestaltungsbeirat besonders kritisch. Die schon beim Bau der Bahn Ende des 19. Jahrhunderts geplante Freihaltezone für eine eventuelle Verlängerung habe sich „längst zu einem stadtbildprägenden Boulevard mit grüner Mittelzone und reizvoller Bepflanzung entwickelt“. Sie stelle „ein repräsentatives und stadtbildprägendes Distanzstück“ dar zwischen der Endstation der Straßenbahn und der Talstation der Turmbergbahn, urteilt der Beirat. „Stadtgrün und identitäts­prägende Baumsolitäre dieser Qualität für ein Verkehrsbauwerk – dazu mit überwiegend touristischer Nutzung – zu opfern“, heißt es in der Stellungnahme, „ist zweifellos aus der Zeit gefallen und nicht nur stadtklimatisch sehr kritisch zu bewerten.“

Erschwerend kämen auf diesem Abschnitt die Konsequenzen aus einem fahrerlosen, automatisierten Betrieb hinzu, mit „äußerst problematischen Begleitmaßnahmen“ und erhöhtem wirtschaftlichem Aufwand. Erscheine aus Sicht der Stadt Karlsruhe und der VBK die Verlängerung der Bahn unabdingbar, so der Beirat, solle deshalb auf den autonomen Betrieb verzichtet werden. Vor allem den beidseitigen, durchgehenden Zaun am Gleis lehnt der Beirat ab. Er sei eine Barriere für alle, die sich im Quartier außerhalb der Turmbergbahn bewegen. Dadurch würden nicht nur Mobilität und „Erlebnisqualität im Alltag entscheidend verschlechtert“, moniert das Gremium: Das „Sperrbauwerk“ führe die Absicht des barrierefreien Umbaus „ad absurdum“.

Wer in der Mobilität eingeschränkt, mit Kinderwagen oder Fahrrad unterwegs ist, werde zudem „wesentlich individueller und nutzungsfreundlicher“ bei einem Bahnbetrieb mit Fahrer transportiert. Bei Bahnbetrieb mit Fahrer könne auch auf die Unterführung verzichtet werden, die anstelle der Straßenkreuzung an der heutigen Talstation geplant ist. Für alle Verkehrsteilnehmer gäbe es wie bisher ebenerdige Querungen, ohne dass der Stadtraum zerschnitten werde. Unterführungen seien für Fußgänger und Radfahrer „die wohl am wenigsten beliebte Querungsmöglichkeit“. Schließlich sprechen aus Sicht des Gestaltungsbeirats auch die Kosten gegen die geplante Unterführung. Mehraufwand für den Bau der Unterführung und anschließend Unterhalt etwa durch Reinigung und Instandhaltung der Beleuchtung: Das sei unwirtschaftlich und nicht nachhaltig.

 

Leserbrief in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 02.06.2023:

Es muss neu bewertet werden

Der von der Stadt unterstützte und geforderte Neubau der historischen Turmbergbahn ist in der Öffentlichkeit nicht unumstritten. Zahlreiche Bürger wehren sich vehement gegen diese Erneuerung zusammen mit einer Verlängerung bis hin zur Endstation der Straßenbahn beziehungsweise der B3. Es wird dort auch mit Besucherzahlen spekuliert. Diese sollen dann auch die Umbaupläne rechtfertigen, was bisher aber nur in den Köpfen der Planer existiert. Natürlich fragen sich die Anwohner der Umbaumaßnahme, wie das gehen soll, wie das am Ende aussieht – konnte man im Modell anschauen – wie das überhaupt in Hinblick auf erforderliche Parkmöglichkeiten im Startbereich der Bahn schlussendlich funktionieren könnte. Laut Planer alles gut, alles im grünen Bereich, man habe alles im Griff, man möge sich beruhigen. Im Blick auf die Baukosten und die Bauzeit sei das ebenso geklärt, passt schon.

Nun berichten die BNN von diversen Störgeräuschen, eine genaue Analyse der Kosten des Neubaus im Vergleich mit einer auch möglichen Sanierung zeige hier auf, dass man wohl, salopp ausgedrückt, etwas getrickst habe, um den Neubau gegenüber einer Sanierung und dem Erhalt der historischen Bahn zu favorisieren. Dort seien die Kosten wohl schön gerechnet worden – nachträglich wird es sowieso immer teurer, wenn die Kommune baut. Bei einer möglichen Sanierung der historischen Bahn wurden laut des Artikels die Kosten soweit wie noch vertretbar noch oben korrigiert, um den Entscheidern bei der Abstimmung – Sand in den Augen – und beim Abstimmen das automatisierte Anheben der Hand zur gewünschten Variante der Stadt leicht zu machen. Wenn beides fast gleich kostet, ja dann? Eben neu.

Sollte das wirklich so stimmen, einiges deutet darauf hin, ist diese Maßnahme unbedingt neu zu bewerten, vor allen Dingen außerhalb des Einflussbereiches des Auftraggebers auch neu zu planen. Letztlich geht es um die Interessen der Bürger, auch der Anwohner und Besucher. Bei dieser undurchsichtigen Kostentransparenz als auch dem möglichen Verdacht einer Einflussnahme auf den gesamten Prozess, ist aus meiner Sicht unbedingt die Offenlegung der Unterlagen für die Bürger dringend erforderlich. Nur so kann die Verwaltung mit ihrer Führung an der Spitze das jetzt erzeugte Misstrauen beseitigen. Merke: Der Fisch stinkt vom Kopf her.

Manfred Traub, Wolfartsweier

 

Artikel in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 17.05.2023:

Neubau der Turmbergbahn: Einwand spricht von bewusster Täuschung bei Gutachten

Harsche Kritik an Verkehrsbetrieben:

Bis zum 27. April konnten im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens Einwände gegen den geplanten Neubau der Turmbergbahn vorgebracht werden. Und ein Einwand hatte es auf jeden Fall in sich, denn darin wird ein Gutachten zur Wirtschaftlichkeit des Neubaus als bewusste Täuschung kritisiert. Nach einer genauen Analyse liege die Vermutung nahe, „dass es bei der Erstellung der Untersuchung weniger darum ging, das Vorhaben Änderung der Turmbergbahn nach einheitlichen Kriterien zu bewerten, sondern vielmehr darum, durch entsprechende Anpassung der Berechnungs­modalitäten die Planungsabsicht des Auftraggebers zu berücksichtigen“, schreibt Jürgen Deiters in seiner gutachterlichen Stellungnahme zur Verkehrsnachfrage und Wirtschaftlichkeit des Vorhabens. Oder anders ausgedrückt: Die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) haben die Öffentlichkeit bewusst in die Irre geführt, um die gewollte Verlängerung der Gleistrasse bis zur B3 wider besseren Wissens durchzuboxen.

Mit seiner Stellungnahme unterstützt Deiters nach eigenen Angaben den Verein „Zukunft Turmbergbahn“, der seit dem Beginn der Planungen gegen eine Zerschneidung des Wohngebiets durch zusätzliche Gleise kämpft. Deiters war bis 2004 als Professor für Wirtschaftsgeografie der Universität Osnabrück tätig und hatte die Forschungsschwerpunkte Mobilität und Verkehr. Knackpunkt ist für Deiters vor allem die Kosten-Nutzen-Untersuchung des Kölner Planungsbüros Montenius Consult. „Sie weist so viele Mängel auf, dass sie als Nachweis der Förderfähigkeit des Vorhabens unbrauchbar ist“, schreibt Deiters in seinem Gutachten, das der Redaktion vorliegt. Deshalb unterstellt er den Verkehrsbetrieben auch die versuchte Erschleichung von Fördermitteln. Keine Stellungnahme zu den Vorwürfen nehmen möchte während des schwebenden Verfahrens Christoph Schrahe. „Wir kennen das Gutachten und haben uns bereits mit der Stadtverwaltung Karlsruhe ausgetauscht“, sagt der Gründer von Montenius Consult. Seinen Informationen nach seien bereits Mitte Juni Informationsveranstaltungen und Präsentationen des aktuellen Planungsstands im Gemeinderat und im Ortschaftsrat geplant. Bis dahin müssten dann auch die im Gutachten aufgeworfenen Fragen und Vorwürfe beantwortet oder ausgeräumt sein.

Von den Verkehrsbetrieben Karlsruhe gibt es zu den Vorwürfen ebenfalls keine Stellungnahme. Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens würden „alle öffentlichen und privaten Einwendungen und Belange sorgsam geprüft und gegeneinander abgewogen“, teilte die VBK-Pressestelle auf Anfrage dieser Redaktion mit. Kritisiert wird in dem Gutachten auch die mangelnde Kostentransparenz. „Es fällt auf, dass die Kostenschätzungen für die Sanierung der Turmbergbahn, also ihre Wieder­herstellung auf der Bestandstrasse und für den geplanten Neubau einschließlich Verlängerung und Unterquerung der Seilbahntrasse relativ nahe beieinander liegen“, schreibt Deiters in seinem Gutachten. Daraus zieht er folgenden Schluss: Vermutlich wurden die Sanierungskosten mit 14 Millionen Euro zu hoch und die Neubaukosten mit 24,9 Millionen Euro zu niedrig eingeschätzt. Problematisch sind für den Gutachter dabei zwei Faktoren: Zum einen seien die Schätzungen nicht weiter aufgeschlüsselt, zum anderen gehen sie auf ein Gutachten des Ingenieurbüros Schweiger im Rahmen einer Machbarkeitsstudie für das Projekt Turmbergbahn zurück. Also einem Unternehmen, das auch als Auftragnehmer für den geplanten Neubau im Spiel sei. Deiters Empfehlung: „Für die Sanierung der Turmbergbahn eine unabhängige Kostenschätzung einholen, am besten von einem Unternehmen, das nicht selbst für die Ausführung des Vorhabens in Betracht kommt.“

 

Leserbrief in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 15.03.2023:

Einfach nur uncharmant und lieblos

Zum Thema Technokratie und Lieblosigkeit in der Karlsruher Innenstadt: In dieser Stadt wird offensichtlich vieles nach ausschließlich technokratischen Kriterien pragmatisch entschieden! Ergebnis: Vieles wirkt irgendwie uncharmant und lieblos. Dafür im Folgenden einige Beispiele: Am Marktplatz versinkt die Basis der Pyramide, eines der Wahrzeichen dieser Stadt, sehr eigenartig im neuen Bodenbelag des Platzes und verändert die gesamte Proportion des Denkmals. Herr Weinbrenner hätte das sicher nicht erlaubt und den Denkmalschutz hat man offensichtlich erst gar nicht eingebunden, denn dieser hätte dies so nicht geduldet. Unsensibel, einfach lieblos. Für die Gestaltung der Wände und die Geländer des neuen Tunnels unter der Kriegstrasse wurde vor einigen Jahren ein Wettbewerb ausgeschrieben. Und das Ergebnis? Schnöde Blechkassetten in einem Allerweltsgrau an den Wänden – das schlechteste Graffiti wäre schöner. Und oben ein Normgeländer ohne jeglichen Gestaltungsanspruch. War der Wettbewerb nur ein kalkuliertes Alibi oder hat man bei 1,5 Milliarden Euro Gesamtkosten für den verkehrstechnischen Umbau der Innenstadt am Ende dann doch noch gespart? Unglaublich lieblos. Das Durlacher Tor war schon vor dem großen Umbau eher unspektakulär und vom Verkehr dominiert. Und jetzt? Unten die erste der mehrfach preisgekrönten U-Strab Haltestellen: unten hui – und oben? Eine Verkehrsführung, deren Sinnhaftigkeit sich nicht jedem erschließt. Eine Ansammlung von Masten, Stangen, Hütten, Häuschen, Normgeländern und ein braunes Betonhaus im stadträumlichen Nirgendwo. Wie heißt das dann auf gut badisch: „ So isch’s halt worre“. Einfach anspruchslos und lieblos.

Und das nächste Postkartenmotiv, das zerstört werden soll, ist schon im Visier der Technokraten. Da wird durch die geplante Verlängerung der Turmbergbahn ein identitätsstiftender Stadtraum zerstört. Die einzige Stelle in der Stadt, an der man den Turm und den Fuß des Turmberges zusammen sehen und wo man die Aura des Berges förmlich spüren kann – sie wird einfach zugebaut. Da werden hilflose Begriffe wie „teilbegrünter Designerzaun“, den man auch noch tiefer legen will, erfunden, um das der Öffentlichkeit als Gestaltung zu verkaufen. Hinter dem Zaun fährt dann ein technoides Ungetüm, das garantiert keinen Designpreis bekommt und das von der Bevölkerung sicher nicht mehr liebevoll „Bähnle“ genannt werden wird. Weiter oben eine Fußgängerunterführung, die aufgrund ihrer geringen Frequentierung eher nicht zu den schönsten und sichersten Räumen der Stadt gehören wird. Das ganze Projekt unverantwortlich lieblos. Und die verantwortlichen Politiker, die das alles einspruchslos und sprachlos dulden, verstecken sich hinter Gremienentscheidungen, die vor Jahren getroffen wurden bei „gefärbter“ einseitiger und nicht voll umfänglicher Informationslage. Aber die Zeiten haben sich in den vergangenen Jahren entscheidend geändert. Meinungsänderung nach Erkenntniszuwachs würde menschliche Größe und politisches Verantwortungsbewusstsein zeigen.

Meine Bitte: Liebe Politiker und Politikerinnen aller Fraktionen, seien Sie sich Ihrer Verantwortung für das Stadtbild dieser Stadt bewusst und denken Sie nochmals über dieses Projekt nach, denn das Ergebnis kann man nicht mehr rückgängig machen und die Erfahrung zeigt uns: technokratische Lieblosigkeit. Will man das wirklich?

Prof. Gerd Gassmann, Karlsruhe-Durlach

 

Artikel in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 03.03.2023:

VBK rechnen mit 265.000 Fahrgästen jährlich

Mit der Offenlage der Pläne beginnt der nächste Verfahrensschritt beim geplanten Neubau der Turmbergbahn. Bis zum 27. März können die Unterlagen im Stadtplanungsamt, im Stadtamt Durlach und im Internet in Augenschein genommen werden. Bis zum 27. April können Einwendungen gemacht werden. Anschließend wird das Planfeststellungsverfahren eingeleitet. Die BNN haben sich die Pläne angeschaut und einige wichtige Fragen und Antworten zum Millionenprojekt zusammen­gestellt.

Was planen die Verkehrsbetriebe?

Einen kompletten Neubau der Turmbergbahn mit einer Verlängerung der Trasse von der bisherigen Talstation bis zur B3. Ein Neubau oder eine aufwändige Sanierung sind notwendig, weil die Betriebs­erlaubnis der Standseilbahn Ende Oktober 2022 ausgelaufen ist und maximal bis zum 31. Dezember 2024 verlängert werden kann.

Was soll der Neubau kosten?

24,9 Millionen Euro lautet die aktuelle Schätzung. 16,9 Millionen könnten laut den Verkehrsbetrieben Karlsruhe (VBK) durch Zuschüsse aus Förderprogrammen finanziert werden. Allerdings werden die Kosten – wie von dieser Redaktion berichtet – bis zum Baubeginn wahrscheinlich noch nach oben korrigiert, bis zum anvisierten Baubeginn 2024 laut den Berechnungen der VBK auf maximal 31,1 Millionen Euro. Für Ab- und Neubau rechnen die VBK mit 15 Monaten.

Mit wie vielen Fahrgästen rechnen die VBK pro Jahr?

Rund 263.000 Fahrten jährlich prognostiziert das Beratungsunternehmen Montenius Consult. Damit wurde die bisherige Prognose von 215.000 Fahrgästen jährlich noch deutlich nach oben korrigiert. Seit dem Ausbau der Turmbergterrasse zählt die historische Ausflugsbahn etwa 115.000 Fahrgäste pro Jahr.

Woher rührt die optimistische Fahrgastzahlen-Prognose?

Durch längere Betriebszeiten und eine bessere Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Nach dem Neubau soll die Bergbahn an die Betriebszeiten des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV) in Durlach angebunden werden. Außerdem werden auch die Tickets in das Tarifsystem des KVV integriert. Durch diese Maßnahmen wollen die VBK möglichst viele Pendler wie die Mitarbeiter der Sportschule Schöneck sowie die Besucher von Freizeiteinrichtungen wie dem Restaurant am Turmbergturm oder vom Waldseilpark zum Umstieg vom Auto auf die Bahn motivieren. Bislang fährt die Ausflugsbahn in den Sommermonaten von 10 bis 20 Uhr und im Winter lediglich an Wochenenden.

Wurden auch andere Varianten geprüft?

Ja. Außer dem Neubau mit Trassenverlängerung wurden noch zahlreiche weitere Varianten untersucht, darunter auch der Bau einer Gondelbahn, die Sanierung der Bestands­y;bahn und die Einrichtung einer Buslinie über den Turmberg. Für die Überbrückung des Wegstücks von der B3 bis zur bisherigen Talstation wurden ebenfalls mehrere Möglichkeiten geprüft, darunter ein Tunnel, ein Viadukt, ein Förderband sowie der Einsatz von Pendelbussen. Am Ende der Prüfphase sprachen sich VBK, Gemeinderat und Ortschaftsrat Durlach wegen der höchsten Wirtschaftlichkeit für die aktuellen Pläne mit einer fahrerlosen, barrierefreien Bergbahn aus.

Ist die Verlängerung der Gleistrasse bis zur Badener Straße eine neue Idee?

Nein. Die Freihaltetrasse an der Bergbahnstraße zur Verlängerung der Drahtseilbahn ist bereits im Bebauungsplan von 1902 enthalten. Nach dem Krieg wurden immer mehrere Varianten für die Erneuerung der Bergbahn untersucht, darunter auch die Verlängerung der Gleise oder eine Seil­schwebebahn. Beim Neubau im Jahr 1965 entschied sich die Stadt aus Kostengründen gegen die Anbindung an die B3 und für die aktuelle Variante.

Was wird für die Verlängerung der Gleistrasse alles gebaut?

In der Mitte der Bergbahnstraße werden die Gleise verlegt. Gesichert werden die Gleise durch einen 1,80 Meter hohen Zaun. Der Zaun befindet sich in einem tiefergelegten Grünstreifen und soll deshalb nur 1,45 Meter über die Fahrbahn der benachbarten Bergbahnstraße ragen. Am unteren Ende der Gleistrasse wird die neue, barrierefreie Talstation errichtet.

Was ändert sich durch die Gleisverlängerung noch?

Die Verkehrsführung rund um die Bergbahnstraße. Autofahrer können die verlängerte Gleistrasse nicht mehr kreuzen. Das bedeutet, dass die direkte Fahrt von der Posselt- in die Kastellstraße und umgekehrt nicht mehr möglich ist. Die Turmbergstraße kann ebenfalls nicht mehr durchgängig mit dem Auto befahren werden. Neu geregelt werden soll deshalb der Autoverkehr auf der Bergbahn­y;straße. Auf der Nordseite plant die Stadt die Aufhebung der bisherigen Einbahn­straßen­regelung, dann dürfen Autos dort in beiden Richtungen unterwegs sein. Auf der Südseite soll die Einbahnstraße mit Fahrtrichtung bergauf wie bisher beibehalten werden. Für Fußgänger und Radler ist eine Unterführung der Gleistrasse auf Höhe der Posseltstraße geplant.

Was bedeutet das für die Anwohner, die mit dem Auto unterwegs sind?

Umwege. Der direkte Weg zur Haustür ist für etliche Anwohner durch die verlängerte Trasse versperrt. Die veränderte Verkehrsführung ist ein Grund für die massive Kritik am Neubauprojekt.

Was stößt den Projektgegnern sonst noch sauer auf?

Die Fällung der Bäume auf dem Grünstreifen in der Bergbahnstraße sowie die neuen Bahnbauwerke im Wohngebiet. Und natürlich die Kosten, die von den Gegnern auf 60 Millionen Euro beziffert werden.

Was passiert eigentlich auf dem Turmberg?

Die Bergstation muss für den barrierefreien Ein- und Ausstieg in und aus den neuen Wagen umgebaut werden. Außerdem will die Stadt für das Freizeitgebiet auf dem Turmberg ein Verkehrs­konzept erstellen. Oberbürgermeister Frank Mentrup hatte bereits im Frühjahr 2022 betont, dass er den Autoverkehr auf dem Durlacher Hausberg deutlich reduzieren will. Angemerkt Auslaufmodell: Bis Mitte April zumindest fährt die Turmbergbahn Durlach in nostalgischer Gestalt am steilen Hang über die Brücke am Wolfweg. Foto: Peter Sandbiller (Archiv)

 

Artikel in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 16.05.2022:

Geld nur bei Klimaschutz

Land plant strengere Regeln für Förderprogramme.

Die grün-schwarze Landesregierung will nach einem Zeitungsbericht im Doppelhaushalt
2023/24 sämtliche Förderprogramme auf ihren ökologischen Nutzen überprüfen. Im Kern
gehe es darum, bei neuen und fortzuschreibenden Förderprogrammen des Landes einen
Klimavorbehalt einzuführen, sagte eine Sprecherin des Stuttgarter Umweltministeriums der
„Heilbronner Stimme“ und dem „Südkurier“. „So viel kann man jetzt schon sagen: Dieser
Klimavorbehalt ist ein völlig neues Instrument auf Landesebene“, sagte sie.

Vor einem Jahr hatten sich Grüne und CDU im Koalitionsvertrag geeinigt, einen solchen
Klimavorbehalt zu prüfen. Nun will Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) bis zur
Sommerpause ein Konzept erarbeiten.

 

Artikel in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 28.04.2022:

Turmberg: Sperrung „nicht tragbar

Mit breiter Ablehnung haben Anlieger und Fraktionen des Gemeinderats auf die Idee von
Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) reagiert, die Zufahrten zum Turmberg
nach Fertigstellung der neuen Bergbahn zu sperren. Der Vorschlag sei „unausgegoren“, eine
„Schnapsidee“, „nicht nachvollziehbar“ und „nicht tragbar“, hieß es. Lediglich die Linke stimmte zu, Grüne und SPD äußerten sich auf Anfrage der BNN nicht. Auch Mentrup
antwortete auf Fragen dieser Redaktion nicht. Ein Stadtsprecher nannte die Idee des OB
„erste Überlegungen“.

 

Artikel in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 27.04.2022:

Turmbergbahn fährt auf die nächste Etappe

Der Karlsruher Gemeinderat stimmt mit großer Mehrheit dem Planfeststellungsverfahren zu Am Ende ist es eine klare Sache pro Turmbergbahn, am Ende liefert Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) aber auch die Grundlage für eine neue, sehr spannende Debatte. Doch der Reihe nach: Mit 34 zu sechs Stimmen beauftragt der Karlsruher Gemeinderat am
Dienstagnachmittag die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK), das  Planfeststellungsverfahren einzuleiten. Die Bahn soll einmal in einem Stück von der B3 in Durlach hinauf zum Turmberg fahren. Baubeginn könnte 2024 sein.

Stadträte verweisen auf „Schieflage des Haushalts“ Die Befürworter weisen allesamt auf die Vorzüge einer erneuerten und verlängerten Turmbergbahn hin: nämlich, dass sie dann barrierefrei und Teil des Öffentlichen Personennahverkehrs sein wird. Lüppo Cramer (KAL/Die Partei) reicht das nicht. Er verweist auf die „Schieflage des Haushalts“ und darauf, dass von den städtischen GmbH die VBK am meisten bezuschusst werde. Petra Lorenz (FW/Für Karlsruhe) argumentiert, dass die Bahn nur zu einem Freizeitziel fährt. Als Stadträte müsse man verantwortungsvoll mit Steuergeldern umgehen. „Ich würde die Turmbergbahn gerne behalten“, sagt Lorenz, „aber so können wir nicht zustimmen.“ Die Bahn soll rund 21 Millionen Euro kosten – Stand jetzt, ohne Einrechnung wahrscheinlicher Preissteigerungen. Der Oberbürgermeister entgegnet, dass der Turmberg ein beliebtes Ausflugsziel für ganz Karlsruhe sei und jeder in der Stadt das Recht habe, dieses Ziel zu erreichen. Es sei natürlich ein Spagat, im ÖPNV Geld zu sparen und ihn gleichzeitig attraktiver zu machen. Mit der Erneuerung der Turmbergbahn verfolge man aber auch Klimaschutzziele. Und dann sagt er den Satz, der bei FDP-Stadtrat Thomas Hock postwendend für Aufregung sorgt: Nach Mentrups Vorstellung soll mit Inbetriebnahme der Bahn der Individualverkehr hinauf zum Berg eingeschränkt werden. Das wäre dann ein echter ökologischer Gewinn. Hock schmeckt die Idee gar nicht und will wissen, wie die Restaurantgäste dann nach 18.30 Uhr an- und abreisen sollen. Dem Oberbürgermeister schweben diesbezüglich „intelligente Lösungen“ vor.

 

Artikel in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 23.04.2022:

Neue Turmbergbahn ist bisher im Plan

Die geplante Verlängerung der Durlacher Turmbergbahn, Deutschlands ältester noch betriebener Standseilbahn hat Gegner auch im Gemeinderat. Am Dienstag stoßen sie dort noch einmal eine Debatte an, bevor das Verfahren einen entscheidenden Schritt weitergeht. Die Kritiker bezweifeln, dass die modernisierte Bahn im KVV-Netz künftig über 260.000 Fahrgäste pro Jahr befördern könnte. Aus Sicht der VBK läuft das auf rund 21 Millionen Euro kalkulierte Projekt bisher nach Plan. Laufe alles glatt, könne ab 2024 gebaut werden.

 

Leserbrief in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 10.03.2022:

Warum habt Ihr nicht nein gesagt?!

Zur Turmbergbahn:

Kürzlich wurde aus dem Ortschaftsrat Durlach – einem beratenden Gremium – der bahnbrechende Beschluss zur Turmbergbahn bekannt: Die Fahrwagen – von modernem Design – sollen die badischen Landesfarben gelb-rot erhalten. Letzte Entscheidung trifft, beziehungsweise hat schon getroffen, der Gemeinderat. Nahezu zeitgleich erfahren wir, dass der von der Stadt verabschiedete, pandemiebedingt hoch defizitäre Haushalt einer haushaltsrechtlichen Überprüfung durch die
Rechtsaufsichtsbehörde nicht standhalten könnte. Von solchen erdrückenden Tatsachen lassen sich die Entscheidungsträger weiter nicht beirren. Entgegen der wachsenden Zahl massiver Bürger­proteste scheinen die Planer sich dem abgewandelten Sinnspruch hingezogen zu fühlen: „Sind die Finanzen erst ruiniert, dann plant es sich ganz ungeniert.“ Wenn uns die Praxis täglich (Krieg­straßentunnel, Wildparkstadion) Bauverzögerungen von Jahren, Kostensteigerungen der Planansätze von über 100 Prozent und mehr vor Augen führt, werden sich die vorgesehenen 22 Millionen Euro bei der Ausführung noch als idyllische Größe erweisen. Wie in Zeiten dringenden Finanzbedarfs für Maßnahmen gegen Klimawandel, marode Infrastruktur und Altenpflege ein so verzichtbares Projekt weiterverfolgt werden kann, ist mir rätselhaft. Bei Abwägung stehen dem Nutzen (Abkürzung zur Talstation um knapp 200 Meter) nur Nachteile gegenüber: Da ist zum Beispiel der Eingriff in ein urbanes Stadtrandkleinod, mit störender Einwirkung auf die Wohnumfeldstruktur, durchschnitten von einer abgesenkten Sekante. Das Ganze wird noch durch das bauästhetische Highlight eines Stahlgerüstes an der neuen Talstation gekrönt, das eher – in ein urbanes Zierstück platziert –, dem Torso eines Strommasten ähnelt. Dann wäre da noch die Parksituation um die Endhaltestelle, Verkehrsproblematik im B3-Kreuzungsbereich. Ignoriert planerische Blauäugigkeit die jetzt schon – durch neue Wohnbauten – sich vermehrende Parkplatznachfrage im gesamten Endhaltestellenbereich?

Glaubt man ernsthaft, die von der „Attraktivität“ angelockten Nutzer kämen alle ohne ihr Auto? Zum noch wichtigeren der „Essentials“ zählt die Kostenfrage: Das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) setzt den förderungsfähigen Vorhaben enge Grenzen. Sie müssen dem öffentlichen Personen­nahverkehr dienen. Für Seilbahnsysteme muss das EU-Beihilferecht beachtet werden, wobei das Vorhaben für die Verbesserung der Verkehrsverhältnisse dringend erforderlich und nach den Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit zu planen ist. Ein Seilbahnprojekt, das nur ein Naherholungsgebiet erschließt und mit dieser Maßnahme dessen Erholungswert dazu stark einschränkt, lässt keine Pro-Argumente erkennen. Ob und wenn ja, in welchem Umfang die Planer die Förderungsfähigkeit durch Bund und Land gesichert haben, bleibt im Verborgenen. Der vom Verfasser angeschriebene Landesrechnungshof hat sich mit der Prüfung bisher nicht befasst. Erinnert sei hier an die seinerzeitige Intervention des Bundesrechnungshofes bei der Kombilösung – Kriegstraße, deren Ausführung – wegen Bedenken an der Kosten-Nutzenanalyse sich verzögerte. Höchst wahrscheinlich werden sich mit diesem Projekt nach Planreife die für die Wirtschaftlichkeit öffentlicher Vorhaben zuständigen Kontrollgremien noch befassen.
Man ist geneigt, den Entscheidungsträgern vor dem Hintergrund massiven Bürgerprotests
zuzurufen: „Warum habt Ihr nicht nein gesagt?!“

Günter Jäck, Karlsruhe

 

Leserbrief in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 04.03.2022:

Streichung des Projekts bietet sich an

Zur aktuellen Diskussion rund um die Ticketsituation beim Karlsruher Verkehrsverbund
(KVV) und zur Turmbergbahn:

Privilegiert wohne ich in Grötzingen. Vor meiner Haustür ist eine Bushaltestelle, die mich mit Grötzingen-City und Durlach verbindet – verband! Da ich den Bus nur benutzte, wenn ich nichts Schweres zu transportieren hatte, brauchte ich ihn etwa sechs- bis achtmal im Monat. Das war mit Einzelfahrscheinen, die ich entwertete, ganz einfach und (mit Bahncard) für etwas mehr als circa 18 Euro zu haben. Eine Seniorenkarte lohnt sich also nicht. Nun gibt es natürlich keinen Fahrkartenautomat an meiner Haltestelle, ebenfalls keinen am Einkaufszentrum in Grötzingen. Um meine Obolus zu entrichten, muss ich also erst mal schwarzfahren bis zum Einkaufszentrum und dann mit meinen Einkäufen, um ein ehrlicher Bürger zu sein, die 500 Meter zum Bahnhof laufen, wo es einen Automaten gibt – oder ich fahre, wieder schwarz, zum Bahnhof, entrichte meinen Fahrpreis – bis dahin ist der Bus natürlich weg, aber tröstenderweise fährt ja in einer Stunde wieder einer. Nach Durlach gibt es nur die Option, schwarz zu fahren. Dort kann ich mir dann eine Karte kaufen. Dreimal dürfen Sie raten, welches Verkehrsmittel ich nun benutze. Aber es gibt ja auch eine schöne Zukunftsaussicht. Man will ja eine Verlängerung der Turmbergbahn nach unten bauen, um den Ausflüglern, die da oben hauptsächlich spazieren gehen wollen, die knapp 200 Meter Weg zu ersparen. Sie haben also die Kraft, oben eben jene 200 Meter mehr spazieren zu gehen. Ein Gewinn für die Volksgesundheit! Dafür werden 21 Millionen (wie man aus Erfahrung weiß, vermutlich irgendwann das Doppelte) ausgegeben, aber die kann man vielleicht einsparen durch den Wegfall der Pflege der Entwerter. Und dann kann ich leicht von Grötzingen in nur 20 Minuten zum Turmberg laufen, (dort oben gibt es dann womöglich einen Automaten) und bis zur Endhaltestelle nach Durlach fahren. Und sicher wird die Kabine für 70 Personen von den Ausflüglern Tag für Tag ausgelastet sein – man denke nur an die vielen Grötzinger, die sie nutzen werden. Nach der Warnung des Regierungspräsidiums zum Karlsruher Doppelhaushalt vor Kurzem würde sich die Streichung dieses Projekts – das so notwendig ist wie ein zweites Gesäß – anbieten.

Christiane Woernle, Karlsruhe

 

Leserbrief in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 04.03.2022:

Hoffe auf ein Umdenken

Zu „Regierungspräsidium zwingt Stadt zum Sparen“ vom 16. Februar:

Wie in dem genannten Artikel zu lesen ist, bemängelt das Regierungspräsidium die Haushaltsführung der Stadt Karlsruhe und mahnt zum Sparen, um die Schieflage des Haushalts wieder in Ordnung zu bringen. Da ist es nur verwunderlich, wenn die Stadt Objekte wie die Verlängerung der Turmbergbahn noch immer und mit aller Macht durchziehen will. Es wäre zu begrüßen, von solchen Dingen Abstand zu nehmen, da es in unserer Stadt viel wichtiger wäre, die Schulen, Schwimmbäder und sonstige sozialen Einrichtungen auf Vordermann zu bringen. Es ist natürlich leicht, dem Bürger Gebühren und Steuern wie Grund- und Gewebesteuern, Parkgebühren und so weiter abzuverlangen, da er sich hier gegenüber den Beschlüssen des Stadtparlaments nicht wehren kann. Ob das aber auf Dauer gut geht, ist abzuwarten. Wenn eine Privatperson nicht das nötige Geld zur Verfügung hat, muss sie sich wohl oder übel einschränken, warum kann eine Stadt in dieser Situation das nicht auch tun und nur die tatsächlich notwendigen Investitionen tätigen? Ich hoffe, dass hier eine Umkehr im Denken stattfindet und unnötige Investitionen ausbleiben.

Werners Pertinac, Karlsruhe

 

Leserbrief in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 01.03.2022:

Durlach ist nicht Paris

Ebenfalls zur Diskussion rund um die Durlacher Turmbergbahn:

Durlach ist nicht Paris – wirklich nicht? Stimmt. Beide haben aber doch eines gemeinsam. Beide beherbergen jeweils ein Industriedenkmal von einzigartiger historischer Bedeutung. Jedes viele, viele Jahre alt und in ihrer Art einzigartig – ein historisches Denkmal der Industriegeschichte. Paris hat den Eiffelturm. Durlach hat die Bergbahn. Der Unterschied: Paris hegt und pflegt sein Denkmal. Durlach zerstört sein Denkmal, statt mit diesem Pfund ebenso zu wuchern, wie dies Paris erfolgreich vor exerziert. Vielleicht sollte man unseren Entscheidern im Rathaus mal eine Bildungsfahrt nach Paris spendieren, damit sie sich von der Erfolgsgeschichte des Eiffelturms inspirieren lassen können und um ihnen die Chance zu geben, ihren Horizont etwas erweitern, zumindest was den Umgang mit solchen historischen Industriedenkmälern anbelangt. Das würde auch nur einen Bruchteil der 28 Millionen Euro kosten, die zu Lasten des Steuerzahlers bei dem jetzt beschlossenen Schildbürger­streich zum der Bergbahn anfallen. Dabei darf durchaus prophezeit werden, dass dieser Betrag nicht reicht sondern wie bei allen anderen Projekten in Karlsruhe künstlich schön gerechnet wird, um das Projekt den Räten schmackhaft zu machen. Übrigens auch in Stans in der Schweiz kann man sich ein Bild davon machen, wie man gelungen so eine historische Bergbahn den aktuellen technischen Anforderungen anpasst, ohne sie wie in Durlach zu verschandeln. Vielleicht sollte man auch eine Reise dorthin unseren Verantwortlichen spendieren. Dann hätten sie eine Blaupause für eine denkmalgerechte, technisch auf der Höhe der Zeit befindliche, mögliche Sanierung der Durlacher Bergbahn.

Klaus Kuntz, Karlsruhe-Durlach

 

Leserbrief in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 01.03.2022:

Der Wahnsinn hört nicht auf

Zur Neugestaltung der Turmbergbahn:

Etwas gibt es wenigstens doch noch, über das der Durlacher Ortschaftsrat mitentscheiden darf: Eckig oder abgerundet, wie darf’s denn sein? Das ist hier die Frage. Sollen die Wagons silbrig-glänzend oder im gewohnten Gelb-Rot erstrahlen? Da werden die Köpfe aber qualmen. Bei der letzten Abstimmung hatte man es ja noch leichter – brauchte man doch nur brav und gutgläubig allem zuzustimmen, auch ohne genau zu wissen wofür. Inzwischen sind aber bei so manchem großen Bedenken aufgetreten, ob die von oben getroffene Entscheidung, diese neue Turmbergbahn unbedingt zu bauen, wirklich dem Bedürfnis und dem Willen des gemeinen Steuerzahlers entspricht, wo es bewiesenermaßen für das Projekt mit der Schienenverlängerung inzwischen gar keinen Bedarf mehr gibt. In Karlsruhe haben wir bekanntlich ja keinen Markgrafen mehr, weder einen Mufti, noch einen König, nur einen Oberbürgermeister, der sich aber anscheinend für so etwas Ähnliches davon hält, denn als Aufsichtsratsvorsitzender des KVV (Tochter der Stadtverwaltung) sind ihm feudalistische Entscheidungen durchaus zuzuschreiben. Ungeachtet der finanziellen Lage und dem Willen der Bürger, verfolgt der Karlsruher OB mit Vehemenz die Verwirklichung eines geliebten Planes. Anfangs ging es darum, ein vor 100 Jahren angedachtes Vorhaben mit Hilfe eines Landeszuschusses zu vollenden. Dann wollte man vor allem den Behinderten dienlich sein und nun ist es das erklärte Ziel, den Turmberg klimafreundlicher erreichbar zu machen. Vor allem aber sollen die vielen
Übernachtungsgäste, die die Sportschule Schöneck besuchen, künftig klimafreundlich per Bahn anreisen können. Aber, wie peinlich, das funktioniert doch gar nicht, denn die Fahrt
endet an der Bergstation und nicht hinten, oben an der Sportschule und wie soll man dann um Himmels Willen mit seinem Gepäck dahin kommen? Für mich hat das unbeirrbare, sich gegen jede Vernunft richtende Festhalten des Oberbürgermeisters an „seinem Projekt“ leider ein „Gschmäckle“, das überprüft werden sollte. Hierzu ein Mut machendes Zitat aus einem Artikel der Stadträtin Anette Böringer, FDP-Fraktion: „Die ungebremste Kostenfalle, die uns die Ausgaben der Stadtverwaltung bescheren, muss auch innerhalb der Stadtverwaltung aufgedeckt werden. Wir werden die Entwicklung im Auge behalten.“ Auch ich werde das im Auge behalten, aber vor allem auch darauf vertrauen, dass ein aufrechter Gemeinderat diesem Wahnsinnsprojekt Ende März kein grünes Licht geben wird. Vielleicht findet sich in Karlsruhe eine Persönlichkeit mit Format, die sich dieser Angelegenheit annimmt und sich eventuell auch vor Gericht damit auseinandersetzen kann. Das wäre super! In diesem Sinne hoffe ich, dass wir nicht noch mehr für eine, jetzt noch abwendbare, Abermillionen-Steuerverschwendung bluten müssen, dass es in Durlach keine irreversible städtebauliche Veränderungen geben wird und, dass uns die Turmbergbahn (technisch erneuert und behindertengerecht saniert) weiterhin als DIE Durlacher Attraktion erhalten und erfreuen wird.

Gerda Karcher, Karlsruhe

 

Leserbrief in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 17.01.2022:

Turmbergbahn wird aufs Technische reduziert

Zum Protest gegen die neue Turmbergbahn schreibt ein Leser:

„Von der Massivität des Protestes sei er überrascht“, so zitiert die BNN Christian Höglmeier, den für die Turmbergbahn (TBB) verantwortlichen VBK-Projektleiter. Aber nun müsse Schluss sein mit dem Gemecker: „Wir haben umfangreiche Gutachten erstellen lassen, in denen eigentlich alle Fragen beantwortet werden.“ Glückliches Karlsruhe, möchte man erleichtert rufen, wäre da nicht der leise Verdacht, aus diesen Zitaten spreche eine beträchtliche Blickverengung. Offensichtlich reduziert Höglmeier (und mit ihm wohl die Spitze der VBK) die Neugestaltung der Turmbergbahn auf das rein Technische, als handele es sich um den Ausbau einer beliebigen Straßenbahntrasse, die es gegen die Unvernunft der Fortschrittsfeinde zu verteidigen gilt. Die Bemerkung, man habe erst jetzt die „wirklichen Wünsche der Leute“ erfahren, verrät, dass die Meinung der Öffentlichkeit die Planer nicht sonderlich interessierte. Stattdessen gibt es den Tadel, aus den Einwänden von Kritikern spreche reiner Egoismus und Unverständnis für das Große und Ganze.Das Große und Ganze? Bekanntlich erschließt die kleine Bahn keinen Brennpunkt des Massentourismus, kein Alpenpanorama, kein spektakuläres Bergtouren- oder Skigebiet. Vielmehr führt sie die Besucher auf eine bei schönem Wetter schon jetzt überfüllte Aussichtsterrasse, zu zwei Restaurants, einem Spielplatz mit Hochseilgarten und zu einem Netz an Spazierwegen. Gemessen an diesen Fakten wäre die „neue“ Bahn überdimensioniert und kontraproduktiv, wie zahlreiche Stellungnahmen im vergangenen Jahr nachgewiesen haben. Ein Beispiel bieten die geplanten Wagen, Hightech-Produkte, die den Berghang stets waagerecht ausgerichtet erklimmen. Weitere massive Eingriffe und Schäden sind an den drei Problembereichen der neuen Bahn zu erwarten: dem Kreuzungsbereich unterhalb der bestehenden Talstation, der Trassenführung durch den Mittelstreifen der Bergbahnstraße und dem Gebäude der neuen Talstation sowie der Verkehrsführung an der B3. Dazu kommt, dass in all diesen Fällen keine realistischen Darstellungen aus der „Fußgängerperspektive“, die allein Grundlage der Beurteilung sein kann, gezeigt wurden. Stattdessen wurden Skizzen und geschönte digitale Bilder präsentiert. Ein Musterbeispiel bietet etwa die digitale Aufwertung der geplanten Unterführung bei der jetzigen Talstation zu einer „lichtdurchfluteten“ Idylle. Welchem tatsächlichen Sachverhalt und Planungs­stand hat denn der Durlacher Ortschaftsrat und der Karlsruher Gemeinderat zugestimmt? Und wie passen dazu die vor einigen Wochen in den BNN erwähnten Pläne der VBK, die Endhalte­stelle zu verlegen, da die Straßenbahn durch die Alte Weingartener Straße geführt werden soll zur Anbindung der neuen Wohngebiete im Bereich des jetzigen ASV-Platzes? Dann wäre zum Erreichen der neuen Talstation wieder ein Fußmarsch nötig. In den zurückliegenden Jahren haben sich die VBK großes Ansehen erworben wegen der strikten Ausrichtung ihrer Verkehrspolitik an den Wünschen ihrer Kunden. Inzwischen scheint die Sensibilität der VBK-Oberen etwas gelitten zu haben, wie etwa der Umgang mit dem Protest über die angekündigte Abschaffung der Entwerter zeigt. Vielleicht liegen in den Führungsetagen die Nerven blank nach dem langen und ermüdenden Kampf mit den bisweilen störrischen Gegnern der Kombilösung, so dass nun die Devise lautet: keine Diskussionen, Augen zu und durch. Als die erneuerte Turmbergbahn 1966 den Betrieb aufnahm, blieb der Charakter der Bahn erhalten, nur die alten Wagen wurden verschrottet. Werden jetzt die Neubaupläne Wirklichkeit, landet das Stadtbild auf dem Müll.

Günter Ketterer, Karlsruhe

 

Leserbrief in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 23.09.2021:

Mutig das Projekt anders angehen

Zum Thema „Sanierung der Turmbergbahn“:

Keiner würde „das Gesicht verlieren“, im Gegenteil. Mut gehört dazu, ein vom Großteil der Bevölkerung ungewolltes Projekt jetzt noch zu stoppen. Unser Stadtoberhaupt würde höchste Anerkennung ernten, jetzt sofort zu handeln und die einfach zu realisierende Möglichkeit, das Projekt „Turmbergbahn“ unkompliziert, zeitnah und dazu noch extrem kostengünstig anders umzusetzen.
Nämlich so, wie es Gerda Karcher in ihrem Leserbrief vom 26. August vorschlägt. Die Buslinie 21 aus Grötzingen kommend und fahrend, nimmt bei einem Schlenker nach oben zur Talstation Fahrgäste nach unten mit beziehungsweise liefert andere von unten auf der Fahrt nach Grötzingen an der Talstation ab. Das Ganze im 20-Minuten-Takt, im bereits vorhandenen behinderten gerechten Bus, zum KVV-Preis! Die in die Jahre gekommene Turmbergbahn könnte für einen Bruchteil der Kosten behinderten<­>gerecht hergerichtet werden. Die veranschlagten utopischen Kosten der jetzigen Planung, die Generationen künftig zu tragen haben, stehen in keinem Verhältnis zu der hier vorgeschlagenen praktisch umsetzbaren Lösung. Was spricht gegen eine Testphase, zeitlich befristet und sogar als Anreiz kostenlos? Dabei würde sich genau zeigen, wie hoch der tatsächliche Bedarf ist.

Oft entsteht der Eindruck, wir (die Bevölkerung) sind nur gefragt, wenn es ums Wählen geht, nach der Wahl ist unsere Stimme nicht erwünscht, da sind wir Störfaktor.

Margarete Schüßler

 

Leserbrief in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 22.09.2021:

Ein Déjà-vu

Zur Diskussion rund um die Turmbergbahn:

Es gibt eine nette Geschichte über den früheren amerikanischen Außenminister Henry Kissinger. Seine Adjutanten gaben ihm eine Vorlage zum Lesen und er fragte sie, ob das auch besser ginge. Nach einer intensiven Überarbeitung ging es zur Wiedervorlage und wieder fragte er: „Geht das nicht besser?“ Nächste Überarbeitung, nächste Frage, und diesmal antworteten sie ungehalten: „Nein, es geht nicht mehr besser!“ Daraufhin Außenminister Henry Kissinger: „Gut, dann lese ich das jetzt.“
In Karlsruhe scheint die Reihenfolge anders zu sein. Noch bevor der Eigenbetrieb der Verkehrs­betriebe Karlsruhe (VBK) überhaupt eine Planungsvorlage hat und diese zeigt, wird die Verlängerung der Turmbergbahn schon von den Bürgervertretern in Ort und Stadt durchgewunken. Die Verantwortung für einen solchen städtebaulichen Eingriff gibt man den Verkehrsbetrieben selbst. Eine eigenartige Vorgehensweise.

Das Ergebnis ist nun die beste (aller schlechten) Lösungen. Das reicht dann zum Bauen, ein Gestaltungsausschuss mit ausgewählten Teilnehmern kann ja noch Grünstreifen beschließen. Bezahlen wird das Land. Die Kosten und Termine glaubt man. War da nicht mal etwas mit der Kombilösung und einem immensen Schaden für die nächsten zehn Jahre? Man wird instabilen Untergrund finden, Pfeiler gründen, Tunnel für Wildtiere bauen, Wasserversorgungen und Hochspannungskabel umlegen müssen. Gründe für eine Vervielfachung der Kosten werden sich routiniert finden lassen. Kombilösung Déjà-vu, nur diesmal haben sogar alle Parteien zugestimmt.
Zur Klärung: Auch als Bewohner des betroffenen Viertels war ich nicht gegen die Verlängerung der Turmbergbahn, bis ich die ersten Details gesehen habe. Fragwürdige Zahlen, geschönte Bilder, eine mit Trasse haushohe Monster-Kirmesschaukel in einem gewachsenen Wohngebiet, vor­programmiertes Verkehrschaos an mehreren Stellen, Planungslücken. Geht das auch besser? Könnte eine Stadtplanung ein Gesamtkonzept ausarbeiten, vorlegen und die Verantwortung übernehmen?

An die Damen und Herren Bürgervertreter: Es gibt mittlerweile realistische 3D-Bilder des Bahnverlaufs. Könnten Sie sich mal anschauen, was Sie da anrichten? Und noch einmal: Geht das nicht besser? Wenn nicht: Aufhören.

Prof. Joachim Wietzke

 

Leserbrief in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 20.09.2021:

Die Turmbergbahn verdient Denkmalschutz

Die Turmbergbahn in Durlach ist die älteste und einzige Standseilbahn, die in Deutschland noch in Betrieb ist. Sie wurde im Mai 1888 eingeweiht. Derzeit geht es um die Sanierung und Verlängerung bis zum Fuß des Turmbergs, um einen Anschluss an der Endhaltestelle der in die Stadt führenden Straßenbahnlinie zu schaffen. Für beide Maßnahmen hat das Land eine Förderung von 50 Prozent der derzeit auf 21 Millionen Euro veranschlagten Kosten zugesagt, diese aber an die Forderung nach einer barrierefreien Gestaltung geknüpft.

Die bisher bekannte Planung bevorzugt eine Verlängerung mit folgenden Konsequenzen: Führung der Gleisstrecke mit Standseil im unteren Bereich zwischen Zäunen von 1,80 Meter Höhe, um Vandalismus und Unfallgefahren vorzubeugen.

Die Waggons werden hinter diesen Zäunen weitgehend verschwinden. Um den Wartungsaufwand für die Zäune zu minimieren, kommen eigentlich nur Stahlbeton-Pallisaden infrage. Zudem Neigungstechnik für die Waggons, um sie gegenüber ihrem gesonderten Fahrgestell kontinuierlich auf wechselnde Neigungswinkel der Gleisstrecke ein zu nivellieren und Ersatz der historischen Waggons durch moderne neue Waggons. In die historische Struktur der Bahn wird also umfangreich und teils unnötig eingegriffen. Mit Herrn Anders auf dem Turmberg hat sich bereits ein Abnehmer für die alten Waggons gemeldet. Er will sie als Event-Location in sein Restaurant einbeziehen. Mir dreht es das Herz im Leib herum.

Karlsruhe ist noch eine relativ junge Stadt. Die Anzahl der geschützten Denkmäler hält sich also in Grenzen. Immerhin kann sie sich einer Rarität rühmen. Vor einigen Jahrzehnten wurden die ehemaligen Produktionshallen der IWKA AG als Industriedenkmal unter Schutz gestellt. Sie sind heute als ZKM bekannt, das unter den Top Ten der weltweiten Museen geführt wird. Hier hat der Denkmalschutz nicht nur historische Technik bewahrt, sondern zugleich die Basis für Modernes geschaffen.

Auch die Turmbergbahn verdient einen Schutz als technisches Denkmal für ihre Einzigartigkeit in der Bundesrepublik, aber auch für ihre harmonische Einfügung in die Natur und bisher auch in das Stadtbild. Da der politische Wille (Stadtrat Karlsruhe, Ortschaftsrat Durlach) auf einer nach meiner Meinung utopischen Annahme einer Steigerung des Fahrgastaufkommens auf das Doppelte des bisherigen, nämlich 200.000 Personen pro Jahr auf die Erweiterung ausgerichtet ist, müsste die Frage der Denkmalwürdigkeit vorrangig geprüft werden.

Die Stadt Karlsruhe, die sich gerne und vielleicht auch berechtigt als Teil einer Technologieregion sieht, sollte darauf bedacht sein, auch seine technischen Denkmäler vor dem Mammon (Fahrgastaufkommen) zu schützen, zumal man sich mit letzterer Annahme in den Bereich der Merkurbahn in Baden-Baden bewegt, einer Stadt mit anerkannt hohem Freizeitwert und ungleich höherem Touristenaufkommen. Die Turmbergbahn kann bei realistischer Betrachtung sieben Monate im Jahr auskömmlich betrieben werden, in den Wintermonaten bildet nur der Silvestertag eine Ausnahme. Die Turmbergbahn ist keine Straßenbahn. Die Kosten werden wie bei allen öffentlichen Bauvorhaben den geplanten Wert bedeutsam überschreiten.

Heiner Lichti

 

Leserbrief in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 26.08.2021:

Bevölkerung wurde getäuscht

Zur Verlängerung der Turmbergbahn:

Bei OB Frank Mentrup war der Unmut spürbar. „Ich habe den Eindruck, dass man immer neue Gründe findet, um dieses Projekt in Zweifel zu ziehen, weil man an den deutlichen Mehrheitsverhältnissen nicht vorbeikommt“, kommentierte das Stadtoberhaupt am Dienstag die neuerliche Diskussion im Gemeinderat um Modernisierung und Verlängerung der Turmbergbahn (Zitat aus der Stadtzeitung vom 30. Juli).

Die zitierten Mehrheitsverhältnisse konnten lediglich nur so erreicht werden, weil dem Ortschafts- und dem Gemeinderat keine oder nur unzureichende Unterlagen zur Verfügung gestellt wurden und diese, im Vertrauen auf die Stadtverwaltung und die Verkehrsbetriebe, dann „die Katze im Sack“ gekauft haben. Nun kommt der Hammer: Es gibt tatsächlich einen eklatanten Grund, das ganze Projekt platzen zu lassen – nämlich die Buslinie 21 des KVV. Mir kam zu Ohren, dass man mit einfachsten Mitteln mit dieser Buslinie einen Zubringerdienst zur Talstation der bisherigen Turmbergbahn ohne weiteres herstellen könnte, nur mit einer Fahrplanänderung… Ich bin der Sache nachgegangen, bin an Ort und Stelle geradelt, um mich selbst davon zu überzeugen: An der Haltestelle Turmberg in Durlach erwartete mich ein fast leerer, moderner Tiefeinstiegbus mit genügend Platz für Rollstühle und Rollatoren, der werktags im 20-Minuten-Takt über die B3 nach Grötzingen fährt. Man könnte Millionen in utopischer Höhe für den geplanten Bahn-Neubau einsparen, eine Unterführung müsste nicht gebaut werden, die alte Turmbergbahn könnte landeszuschussfähig behindertengerecht saniert werden. Der Bus der jetzigen Linie 21 könnte mit einem zusätzlichen Schlenker über die Bergbahnstraße zur Talstation der alten Turmbergbahn fahren. Bequemer geht’s wirklich nicht: In den Bus einsteigen, kein Fußmarsch zur B3, keine gefährliche Überquerung der B3, nur im Bus sitzen bleiben und an der umgebauten Talstation in die behindertengerecht sanierte alte Turmbergbahn umsteigen.

Auch die Anwohner der höher gelegenen Straßen hätten plötzlich wunderbare, nie geahnte Vorteile, wenn sie in Zukunft für ihre Einkäufe diesen Bus benützen und dafür ihre Autos vor der Tür stehen lassen könnten. Alle wären glücklich, was will man mehr? Die Stadtverwaltung und deren Gleichgesinnte bei dem KVV interessiert das alles aber überhaupt nicht, sie wollen uns für dumm verkaufen. Unsere wunderschöne, historische Turmbergbahn hatte nie eine Chance und sollte geopfert werden. Man hat totgeschwiegen, dass man mit einfachsten Mitteln die alte Turmbergbahn behindertengerecht an das Verkehrsnetz der KVV anschließen könnte.

In Durlach sollten die Busse der Linie 21 im Tal doch ruhig weiter ihre Runden drehen, während die Verantwortlichen der Stadt Karlsruhe sich feiern und sich von einer Schweizer Firma ein Denkmal für geschätzte 21 Millionen Euro setzen lassen wollen. Bei diesen Kosten wird es aber nicht bleiben. Wie heutzutage üblich bei solchen Projekten, werden sie sich mindestens verdoppeln, oder sogar verdreifachen. Das wären 40 bis 60 Millionen Gesamtkosten und für Karlsruhe circa 17 beziehungs­weise 25 Millionen, für die die Steuerzahler dann aufkommen müssten. Eine solch utopische Summe für eine Bahn auszugeben, die das Stadtbild von Durlach zerstört, gegen die schon über 5.600 Personen per Petition gestimmt haben, halte ich für höchst unverantwortlich, ja sogar für unmoralisch. Kaum auszudenken, wie viele bezahlbare Wohnungen, Kitas, digitale Einrichtungen für Schulen, die Karlsruhe so bitter nötig hat, man damit anschaffen könnte. Sich darüber Gedanken zu machen, das wäre die Aufgabe der Stadtverwaltung gewesen und nicht, sich vom Ortschafts- und vom Gemeinderat „deutliche Mehrheitsverhältnisse“ zu erschleichen.

Gerda Karcher

 

Leserbrief in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 26.08.2021:
Mut zur Zukunft

Ebenfalls zum Thema Erneuerung der Turmbergbahn:

Autonome Straßenbahnen gibt es in Deutschland schon seit gut 15 Jahren, zum Beispiel in Nürnberg. Selbstfahrende Busse laufen in Rintheim. Nur für die Turmbergbahn braucht man einen Sicherheitszaun, der nicht nur ein Wohngebiet zerschneidet, sondern auch verkehrsmäßig ein Hindernis für alle Verkehrsteilnehmer darstellt.

Was hindert Karlsruhe daran, vielleicht erstmals eine zukunftsorientierte Technik für eine Bergbahn einzusetzen? Karlsruhe will beim autonomen Verkehr ja Vorreiter sein, siehe Testfeld autonomes Fahren Karlsruhe. Auch am KIT werden seit langem hierfür Technologien entwickelt und getestet.
Es dürfte ja wohl ein leichtes sein, eine schienengebundene Bergbahn, die mit gemächlicher Geschwindigkeit den Berg hoch- und runterfährt, autonom ohne Zaun fahren zu lassen. Oder sollen zukünftig für den autonomen Straßenverkehr auch Zäune gebaut werden? Karlsruhe beziehungs­weise die VBK scheint es an Fantasien zu mangeln und unter dem Motto „Zurück in die Zukunft“ zu handeln.

Klaus-Peter Schmidt

 

Artikel in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 11.08.21:

Der Klimawandel wird insbesondere in Karlsruhe Spuren hinterlassen. Frischluftschneisen sind extrem wichtig. Es ist unverständlich, wieso an der einen Stelle begrünt wird und für die Verlängerung gleichzeitig eine Frischluftschneise ohne wirklichen Grund verschwindet, die für ein ganzes Viertel wichtig ist.

Lesen Sie hier den Artikel „Stadt kämpft gegen den Klimawandel“.

 

Artikel in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 29.07.21:

Eine Lesermeinung zum Thema Barrierefreiheit: „Neue Barrieren werden errichtet“.

 

Artikel in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 05.07.21:

Mit Leintüchern gegen die Verlängerung

Um 11.51 Uhr macht Iris Braig eine Ansage durch das Megaphon. „Wir bilden eine Kette links und rechts des Grünstreifens“, sagt sie. Knapp 300 Menschen sind an diesem Samstag in die Bergbahn­straße gekommen, die in Karlsruhe-Durlach die B3 mit der Talstation der Turmbergbahn verbindet. Die Kritiker einer Verlängerung der Turmbergbahn wollen die Ausmaße des geplanten Zaunverlaufs visualisieren. Um Punkt zwölf Uhr ist es soweit – die auf Abstand achtenden Demonstrantinnen und Demonstranten recken die Arme nach oben. Es ist ein „Protest mit Leintüchern“.

Iris Braig ist an diesem Samstag die Sprecherin der Kritiker und auch verantwortlich für die Aktion. Sie hat diese beim Ordnungsamt angemeldet und wohnt gleich um die Ecke. Etwa 25 Aktive zähle der Verein, sagt einer ihrer Mitstreiter. Dem erscheint es als besonders wichtig, dass auf Höhe der am oberen Ende der Bergbahnstraße kreuzenden Turmberg- und Kastellstraße die mit schwarzen Zaunelementen bemalten Tücher besonders markant sichtbar werden. Bis zu vier Meter hoch solle hier der Zaun werden – an dieser Stelle auch ein Gleisbrückenbauwerk entstehen. Martina Bartsch ist entsetzt: sie will es sich nicht vorstellen müssen, wie das wirkt. Wenn man künftig von der an der Talstation ankommenden Turmbergbahn runter schaue, werde man „auf eine Betonwüste gucken“. Hier etwas mutwillig kaputt zu machen, sei „ein Jammer“.

Es ist ein buntes Völkchen, das sich an der nur 200 Meter langen Bergbahnstraße versammelt – in deren Mitte seit mehr als 100 Jahren ein Grünstreifen wächst und gedeiht. Die KAL-Stadträte Lüppo Cramer und Michael Haug sind die einzigen, die sich im Hauptorgan der Stadt, dem Gemeinderat, dem Projekt entgegen stemmten. „Die stadtgestalterische Dimension wirkt entsetzlich“, sagt Haug. Gemeinderat und Durlacher Ortschaftsrat haben sich allerdings bereits für die Verlängerung der historischen Standseilbahn ausgesprochen. Und bei der Gestaltung des Neubaus gibt es noch Möglichkeiten zur Nachjustierung. Ein paar Meter weiter gibt Stadtplaner Gerd Gassmann einen lakonisch wirkenden Satz zum Besten: die Befürworter der Zerschneidung seien „Old-School-Nahverkehrs-Anhänger“, die glaubten „jeden Winkel mit der Schiene erreichen zu können“. Er ist nicht der einzige, der sich für die Beibehaltung der Grün-Schneise ausspricht – die etwa 250 Meter bis zur Endhaltestelle der Stadtbahn „Durlach Turmberg“ auf der anderen Seite der B 3 seien auch mit einem Pendelbus leicht zu überbrücken. Auch Altstadträtin Ute Artmann ist vor Ort, eine der besonders Aktiven des Vereins „Zukunft Turmbergbahn“, und echauffiert sich einmal mehr.

Der ehemalige SPD-Fraktionschef Heinrich Maul – ein Doyen der Sozialdemokraten in Karlsruhe, der in einer der oberhalb angrenzenden Straßen wohnt -, mokiert sich darüber, „dass das Projekt überhaupt noch nicht durchgeplant sei“. Wenn es denn gebaut würde, sagt er, müsste „mindestens die Zwischenstation“ auf Höhe der bisherigen Talstation entstehen. Aber, so ist deutlich rauszuhören, eigentlich wäre es ihm lieber, wenn die Pläne nicht umgesetzt würden – womöglich ist seine Fraktion froh darüber, dass er heute nicht mehr deren Vorsitz führt.

Auch zwei frühere Gartenbauamtsleiter der Stadt gesellen sich zu der Protestaktion. Der Landschafts­planer Robert Mürb und sein späterer Nach-Nachfolger Horst Schmidt, Amtsleiter von 1979 bis 2005. Schmidt fürchtet „die Zerstörung einer einzigartigen städtebaulichen Achse“. Die Bergbahnstraße sei „die einzige Stelle in Durlach, wo man die sich manifestierende Höhe des Turmbergs wahrnimmt“, glaubt Schmidt. „Wir brauchen diese Schneisen, die sind wichtig für das Kaltluftsystem.“

Fast ein wenig verloren wirken da ein paar Zaungäste, die sich südlich der Talstation versammelt haben: darunter Gerhard Stolz, der Sprecher von Pro Bahn. Auch Verena Anlauf und Christina Stoll von den Grünen wollen vor Ort mit ihrer Präsenz Stellung beziehen. Gegen halb eins hat sich der Protest bereits wieder verlaufen.

 

Filmbeitrag bei „Baden TV“ vom 05.07.21:

Debatte um den Ausbau der Turmbergbahn geht weiter

Es sind ca. 250 Meter vom Tal bis zur Stadtbahn in Durlach, mit der man dann hoch auf den Turmberg kommt…

Debatte um den Ausbau der Turmbergbahn geht weiter

 

Artikel in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 11.06.21:

Tauziehen um Turmbergbahn

ke. Die Turmbergbahn, Deutschlands älteste noch fahrende Standseilbahn, hat viele Fans, nicht nur in Durlach, dem großen Stadtteil am Fuß des Karlsruher Hausbergs. Betrieben wird das nostalgische Bähnlein mit den gelbroten Zwillingswagen von den Verkehrsbetrieben Karlsruhe (VBK).
Baujahr 1966 ist die kleine Bergbahn in heutiger Gestalt, technisch ist sie alles andere als auf dem neuesten Stand, von Barrierefreiheit kann nicht die Rede sein. Vor allem aber darf sie nur noch mit Ausnahmegenehmigung von der Talstation am Seil hangaufwärts zur Turmbergterrasse zockeln. Im Herbst 2022 erlischt die Betriebserlaubnis.

Um die neue Turmbergbahn allerdings gibt es viel Streit. Denn die Seilbahn soll bis zum Hangfuß verlängert werden. Vorgesehene Trasse ist der Mittelstreifen der Bergbahnstraße. Wer entscheidet über die Gestaltung, und wie läuft die Meinungsbildung? Die Durlacher SPD fordert nun maximalen Einfluss. Per Antrag wollen die örtlichen Sozialdemokraten erreichen, dass die Verkehrsbetriebe sämtliche Unterlagen für das anstehende Planfeststellungsverfahren und den Antrag selbst dem Ortschaftsrat Durlach zur Zustimmung vorlegen. Ob sie sich damit durchsetzen, erweist sich in der Sitzung des Ortschaftsrats am Mittwoch, 16. Juni. Sie ist öffentlich und findet unter pandemie­gerechten Bedingungen in der Karlsburg Durlach statt. Beginn ist um 17 Uhr.

 

Leserbrief in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 10.06.21:

Ein Schildbürgerstreich

Zur Verlängerung der Durlacher Turmbergbahn:

Wirtschaftlich fährt eine Standseilbahn nur in geradem Streckenverlauf und mit möglichst wenigen und vor allem geringen Steigungsdifferenzen (Dellen), denn jede Kurve und jeder Knick hat enorme Energieverluste und massive Instandhaltungskosten zur Folge. Schon vor 100 Jahren war es deshalb völlig abwegig, einer Standseilbahn mehrere Kurven genau an der Stelle einer Kreuzung von sechs Straßen zuzumuten, wo zudem die Steigung von 36 auf zehn Prozent sinkt.
So gesehen ist die gesamte Planung einer „Verlängerung“ (und doppelten 20-Grad-Verschwenkung) der Turmbergbahn in die Bergbahnstraße ein veritabler Schildbürgerstreich – eine geradezu „historische“ Fehlplanung. Wie die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) an genau dieser Stelle auch noch eine „höhenfreie Querung“ mit „offener, platzähnlicher Gestaltung“ unterbringen wollen, bleibt bisher ihr Geheimnis. Wo doch die Nutzer der Bergbahnstraße eine gewisse Erfahrung mit einst hoch bejubelten Unterführungen haben… Was die VBK unter „einer offenen, platzähnlichen Gestaltung, die sich weit öffnet und durch ihren hellen Charakter freundlich und sicher wirkt“ verstehen, lässt sich nicht recht nachvollziehen. Im Entwurfsbild der VBK jedenfalls sieht das ziemlich schräg aus – wie reingequetscht: Haut sich der Mann den Schädel an, wenn er sich beim Unterqueren der Turmbergbahn nicht duckt? Ein Fahrradfahrer kann jedenfalls neben dem bezeichneten Fußgänger nicht queren – nicht umsonst sollte eine „Querung für Fußgänger und Radfahrer“ aber auf drei Meter Breite über freie Kopfhöhe verfügen.
Bitte besuchen Sie selbst die Stelle an der Turmbergstraße zwischen dem Gebäude der jetzigen Talstation und dem Haus Turmbergstraße 17 und versuchen Sie sich ein Bild davon zu machen, dass neben dem nötigen Straßenradius im Übergang von oberer Turmbergstraße zu Bergbahnstraße Nord (bisher sieben Meter) auch noch eine mindestens drei Meter breite Unterführung (bei Unterführungen für gemeinsame Nutzung von Fahrrad und Fußgängern vorgeschrieben) zwischen Bordsteinkante und verlängerter Turmbergbahnstraße „unterzubringen“ wäre. Der Alptraum jedes Planers. Klar ist es sinnvoll und notwendig, den individuellen Autoverkehr auf den Durlacher Turmberg deutlich zu reduzieren. Dafür wären aber kostenpflichtige Parkplätze, Parkverbote unmittelbar an der Turmbergterrasse und ab und zu ein Blitzer am Wochenende und abends erheblich zielführender (und bedeutend günstiger), natürlich nur dann, wenn entsprechend engmaschige Kontrollen und Sanktionen erfolgen. Warum diese 2019 beantragte Parkraumbewirtschaftung erst nach der Verlängerung der Durlacher Turmbergbahn zum Tragen kommen soll, ist nicht nachvollziehbar.

Armin Seideneder, Karlsruhe

 

Filmbeitrag bei „Baden TV“ vom 28.04.21:

Turmbergbahn: VBK-Pläne sorgen für Unmut

Es ist ein Projekt, das aktuell für reichlich Gesprächsstoff sorgt – Die Erneuerung der Karlsruher Turmbergbahn … Die von der VBK ins Auge gefassten Umsetzungspläne sorgen jetzt nicht nur bei der örtlichen Interessengemeinschaft „Zukunft Turmbergbahn?“für reichlich Widerspruch, auch in Teilen des Ortschaftsrats Durlach fühlt man sich übergangen:

Turmbergbahn: VBK-Pläne sorgen für Unmut

 

Leserbrief in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 04.06.21:

Tonnen von Beton und Stahl

Zum Bericht „Der Zaun des Anstoßes ist 1,80 Meter hoch“ vom 5. Mai:

Die Überschrift des Artikels verharmlost das Projekt. Fundamentaler ist die verschwiegene Tatsache, dass die gesamte Bahntrasse – bisheriges Gleisbett und Verlängerung – erneuert werden muss: Tonnen von Beton und Stahl sollen zusätzlich in den Turmberg eingebracht werden. Womit wird die immer wieder zitierte 2022 auslaufende Betriebslizenz der jetzigen Bahn begründet? Ob man im benachbarten Weingut begeistert ist von vermehrten Besucherströmen durch die Rebanlagen? Durch den Bau der U-Strab mit den sehr nahe beieinander liegenden Auf- und Abgängen wurde das Karlsruher Stadtbild erheblich beeinträchtigt, wenn nicht zerstört. Ein ähnlicher Fehler soll nun ohne Not in Durlach wiederholt werden. Was die finanzielle Seite betrifft, darf das Ausschöpfen der Fördermittel nicht zum Lockvogel in eine noch tiefere Schuldenfalle werden. Das Projekt ist insgesamt überdimensioniert und nicht mehr zeitgemäß. Der Durlacher Hausberg ist kein Gipfel, der noch gezähmt werden muss, während man sich in den Alpen mühsam um eine Renaturierung des Geländes bemüht. Übrigens: Flausen verfliegen, wenn man den Turmberg über die Stäffelen ersteigt.

Maria Oesterle, Karlsruhe

 

Leserbrief in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 27.05.21:

Die Ampel steht auf Dunkelrot

Zum Thema Finanzen und Turmbergbahn:

Bereits im September 2020 hatte die Wirtschafts- und Finanzbürgermeisterin negative Haushaltsergebnisse bis zum Jahr 2024 prognostiziert und gewarnt, dass ohne Gegenmaßnahmen die Pro-Kopf-Verschuldung in Karlsruhe von derzeit 869,80 Euro auf 3.864,70 Euro ansteigen könne. Die Entwicklung habe uns schneller eingeholt, die schwierigen Zeiten seien schneller als erwartet eingetreten. Der Stadtkämmerer warnte vor einem Schlittern in eine ungewisse Zukunft, ohne konkrete Gegenfinanzierung dürften auf jeden Fall keine neuen Ausgaben hinzukommen. Der Oberbürgermeister kommentierte, dass der Haushalt 2021 vor dem Hintergrund der durch Corona verstärkten weltwirtschaftlichen Rezession, die die Steuereinnahmen nach unten drücke, sowie drastischer Defizite bei Klinikum, Verkehrsgesellschaften, Messe- und Kongressgesellschaft und Bäderbetrieben erst-mals seit Jahren kein positives Gesamtergebnis vorsehe. Ohne die finanzielle Unterstützung von Bund und Land sei die Situation noch düsterer, die Stadt rechne inzwischen mit weitaus höheren Einnahmeausfällen, der OB erwarte vom Regierungspräsidium zwar eine Genehmigung des Haushaltes, jedoch mit zahlreichen Auflagen. Die Stadt habe keinerlei Raum für Wünsche und Versprechungen.

Dennoch soll jetzt ein ebenso teures wie überflüssiges Projekt in Form der Verlängerung der Turmbergbahn mit voraussichtlichen Kosten am Ende irgendwo um 25 Millionen Euro zuzüglich erhöhter Folgekosten realisiert werden. Neben den in Leserbriefen bereits angesprochenen negativen städtebaulichen und verkehrlichen Problemen bedürfen weitere Aspekte der Diskussion sowie der Erörterung und Entscheidung im Gemeinderat: Wie hoch ist eigentlich das jährliche Defizit der bestehenden Turmbergbahn? Mit welchem Defizit rechnen die Verkehrsbetriebe Karlsruhe bei einer Verlängerung der Turmbergbahn, erhöhten Abschreibungen, höherem Wartungsaufwand und erweiterten Betriebszeiten?

Wie man inzwischen aus dem Stuttgarter Verkehrsministerium erfährt, ist eine Bezuschussung seitens des Landes für die notwendige Sanierung der Turmbergbahn nicht von deren Verlängerung abhängig. Warum erfährt die Öffentlichkeit dies nicht von den Verkehrsbetrieben / der Stadt? Bislang hat man dort das Gegenteil behauptet, um die Verlängerung nach Milchmädchenart schönzurechnen und politisch durchzudrücken.

Ist das Thema Klimaerwärmung und CO2- Belastung noch immer nicht überall angekommen? Mit welchem Strom soll die Turmbergbahn denn betrieben werden? Solange nicht der ÖPNV in Karlsruhe und in dem angeschlossenen Schienennetz komplett mit Ökostrom betrieben wird, müssen weitere umweltschädliche und kostspielige Träumereien tabu bleiben. Die für die Verlängerung der Turmbergbahn erforderliche Betontrasse würde Unmengen an CO2 produzieren. Professor Stephan Lessenich vom Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität in München schreibt in seinem Buch „Neben uns die Sintflut“: „Im Grunde wissen wir es alle: Uns im Westen geht es gut, weil es den meisten Menschen anderswo schlecht geht. Wir lagern Armut und Ungerechtigkeit aus, im kleinen wie im großen Maßstab.“

Die Umwelt und das Geld sind zu schade dafür, aus der ältesten Standseilbahn Deutschlands eine Umwelt und Finanzen belastende Spaßbahn zu bauen, die der Bequemlichkeit Weniger dient, aber allen schadet.

Steffen Barth, Karlsruhe-Durlach

 

Leserbrief in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 11.05.21:

Schönste Ansicht wird verschandelt

Ich bin keine Anwohnerin, aber Rollstuhlfahrerin. Lieber würde ich nie mehr auf den Turmberg kommen, als dass eine der schönsten Ansichten Karlsruhes so verschandelt wird. Ich bin aber zuversichtlich, dass es schönere und preiswertere Lösungen für Menschen mit eingeschränkter Mobilität gibt.

Uta Blömeke, Karlsruhe

 

Leserbrief in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 11.05.21:

Platz mit besonderem Flair

Wir sind in Karlsruhe mit schönen Plätzen nicht allzu reich gesegnet. Ein anmutiger Platz, nach fünf Seiten hin durch wenig befahrene, baumbestandene Straßen geöffnet, mit einer Litfaßsäule, einer alten Villa, einer Ruhebank, von der aus man der Magnolien-Baumreihe nach unten folgend, nicht ganz, aber doch weitgehend abgeschirmt vom Verkehrslärm, auf das Geschehen der Bundesstraße blickt, ist akut gefährdet. Er befindet sich am Fuße der heutigen Talstation der Turmbergbahn und soll von der neuen Schneise durchschnitten und damit zerstört werden. Verträumt, ein wenig aus der Zeit gefallen, ist er ein Platz der Entschleunigung und Entspannung. Ganz so wie es eine Fahrt mit der alten, nun renovierungsbedürftigen Turmbergbahn war, ist und bitte so bleiben soll. Hier gibt es Schaffnerinnen oder Schaffner, die einen persönlich einlassen, ein Vergnügen für Kinder und alle, welche eine Auszeit brauchen.

Selbst das Warten auf die Bahn hat seine Qualitäten, man kann den Charme des kleinen, offenen Platzes genießen, dem Wind lauschen, der sich in den Blättern der Platanen verfängt, oder die Anzeigen auf der Litfaßsäule studieren. Das verlieren wir, wenn mit schnellem Durchsatz, abgeschirmt von einem mannshohen Zaun, für den die blühenden Bäume auf dem Grünstreifen fallen müssen, die Passagiere vollautomatisiert auf den Turmberg befördert werden. Von der vielbefahrenen B3 aus geht es sofort und schnellstmöglich nach oben, ohne dass man beim gemächlichen Anstieg zu Fuß oder – für gehbehinderte Menschen in einem kleinen Bus – Minute für Minute die Anspannung des Verkehrs hinter sich lassen kann. Der kleine, offene Platz ist in der Diskussion um die städtebaulich äußerst bedenkliche gestalterische Qualität des Eingriffs in die Stadtlandschaft bisher noch nicht zur Sprache gekommen. Er verleiht Durlach ein Stück städtische Qualität, wie wir sie von älteren französischen Plätzen kennen, schätzen und zu würdigen wissen.

Dr. Andrea Gnam, Karlsruhe

 

Leserbrief in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 07.05.21:

Auch die frische Luft braucht freie Bahn

Wenn man so manche Diskussionsbeiträge zur Verlängerung der Turmbergbahn anschaut, ist man erstaunt, was da alles in das Projekt als Wunschvoraussetzung hinein gepackt wird. Aber es wird ganz sicher nicht von den Verkehrsbetrieben Karlsruhe (VBK) geleistet. Das ganze Verkehrssystem des Turmberghanges soll neu geordnet und erheblich reduziert werden. Dabei geht es den VBK doch nur um die reine Baumaßnahme der Verlängerung der Turmbergbahn. Wie die VBK so etwas lösen, konnte man bei der Sanierung der Straßenbahngleise in der Durlacher Allee sehen. Die Stadt hatte die Begrünung der Gleistrasse festgelegt und die VBK haben trotzdem nach alter Väter Sitte den Schotterausbau kurzerhand unbeirrt schnell wieder durchgeführt. Deshalb davon auszugehen, dass die Verkehrsneuordnung und Reduzierung als Vorausleistung für die Baumaßnahme der Turmbergbahn-Verlängerung erfolgen könnte, ist reine Illusion und Wunschdenken, ebenso wie die Wunschvorstellungen zur Begrünung.

Zum 100-jährigen Bestehen der Bahn wurde ein Büchlein herausgegeben, in dem auch die Geschichte der Turmbergbahn erläutert wurde. Da ist zu lesen, dass schon oft, so zum Beispiel beim kompletten Umbau der Bahn 1965/66, über die Verlängerung der Turmbergbahn diskutiert wurde, aber immer wieder ist sie aus guten Gründen verworfen worden. Würde die Maßnahme realisiert, wäre für mich Durlach um ein wichtiges Stück ärmer. Solche grünen Freiräume gliedern den Siedlungskörper und bieten gerade hier einen wichtigen Ausblick in die Landschaft. Nirgends kann man in Durlach vom Straßenniveau der B 3 bis hinauf auf den Turmberg schauen, da sonst überall die Häuserfronten den Blick verwehren. Gern wirbt Karlsruhe und natürlich auch Durlach mit dem Attribut der Grünen Stadt, aber dann muss man das Grün auch erhalten. Auch die frische Luft braucht freie Bahnen, um in die bewohnten Straßen fließen zu können. Ich bin sicher, dass außer mir noch weitere Bürger sich darüber freuen, wenn die Bäume und Sträucher uns im Frühjahr mit ihren Blüten erfreuen.

Die Sanierung der Bahn ist auf jeden Fall erforderlich und ist auch früher schon durchgeführt worden, also nichts Neues. Nur gut, dass das Ministerium nun erklärt hat, dass auch die reine Sanierung gefördert wird. Damit ist das Drohargument vom Tisch, die Bahn müsste mit dem Ende der jetzigen Betriebserlaubnis stillgelegt werden. Bei der Sanierung sollte einiges zur Erhöhung der Attraktivität geschehen. Die Talstation wirkt heute abweisend. Sie muss von der Endstation der Straßenbahn aus durch die neue Architektur so attraktiv werden, dass sie als Bergbahn erkennbar wird und zur Fahrt einlädt. Vielleicht springen dabei auch ein paar Meter Verlängerung heraus. Die Fußwegverbindung sollte ebenfalls attraktiver werden. Die neue Mobilität könnte mit einem autonomen Bus eine weitere Verbindung herstellen.

Bis jetzt sind die Leute 100 Jahre lang zu Fuß zur Talstation gelaufen und das sollte heute, wo wir wieder aus Gründen der Gesundheit und der neuen Mobilität mehr kurze Strecken zu Fuß gehen sollen, auch noch möglich sein. Die gesparten Millionen lassen sich an anderer Stelle zur Ergänzung des Liniennetzes und zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes viel besser einsetzen.

Horst Schmidt, Karlsruhe – Ehemaliger Leiter des Gartenbauamtes

 

Leserbrief in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 25.02.21:

Viel zu viel Technik-Diskurs

Zum Neubau der Turmbergbahn:
Ich bin in Karlsruhe geboren und lebe mit Unterbrechungen seit mehr als 50 Jahren in Durlach. Den Turmberg kenne ich in jeder Hinsicht wie meine Westentasche. Den erklimme ich übrigens immer per Rad oder zu Fuß. Aber das kann nicht jeder. Mit Kindern, Besuchern oder bewegungs­eingeschränkten Menschen genießt man durchaus das Fahren mit einer (historischen) Seilbahn. Die verantwortlichen Gremien Ortschaftsrat und Gemeinderat haben Ende vergangenen Jahres im demokratischen Prozess die Neuplanung auf den Weg gebracht. Wurden die richtigen Fragen gestellt? Mir nicht bekannt. Viel zu viel Technik-Diskussionen. Ich möchte wissen: Welchem Zweck dient das Projekt eigentlich? Einfach mehr Besucher auf den Turmberg bringen? Weil es vielleicht förderungswürdig ist? Was machen die vielen Menschen dann dort außer Selfies von der Terrasse? Ist die gesamte Infrastruktur für zusätzliche Touristen ausgelegt und geeignet? Gibt es dazu ein Konzept? Das Natur- und Artenschutz-Gutachten bezieht sich ja nur auf die Trasse. Diese Fragen sollten klar beantwortet sein. Bis dahin kann ich mich mit den nachvollziehbaren Bedenken der Anwohner in einer sehr bevorzugten Wohnlage nur bedingt solidarisieren. Das erinnert mich an Windräder. Ich wünsche mir eine mehrheitsfähige Lösung für unseren geliebten Hausberg.

Reinhard Veh, Karlsruhe-Durlach

 

Leserbrief in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 10.02.21:

Grobes Missverhältnis

Zum Artikel „Turmbergbahn soll reizvoller werden“ vom 30. Januar:

Anlässlich des Informationsabends zur Verlängerung der Durlacher Turmbergbahn bemühten die Vertreter der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) und ihre Fachexperten sich redlich, die zur Genüge vorhandenen Bedenken der Anwohnerschaft zu zerstreuen. Zum Beispiel sei keineswegs mit erhöhtem Lärm und ansteigender Verkehrsbelastung zu rechnen. Ohnehin bestünde der Baumbewuchs der zu opfernden Grünanlage aus „nicht erhaltenswerten Fremdgewächsen“.

Ist denn die Verlängerung nur eine Angelegenheit der Anwohner, an deren Häusern, zumindest in der Bergbahnstraße, künftig im Abstand von sechs Metern ein futuristisch anmutender und mit bis zu 70 Fahrgästen besetzter gläserner Wagen alle fünf Minuten vorbeiziehen soll? Vieles spricht dagegen. Der erwähnten Petition, die auf der gegnerischen Seite ins Leben gerufen wurde, haben sich in den vergangenen zwei Wochen keineswegs nur Anwohner, sondern bereits mehr als 1.000 Karlsruher­innen und Karlsruher angeschlossen. Ihnen gemeinsam ist, dass sie das grobe Missverhältnis bemängeln, das zwischen den vorerst mit 21 Millionen Euro kalkulierten Kosten und dem zu erwartenden Nutzen besteht.

Auch beschränkt sich das Thema Landschaftsschutz, anders als der Vortragsabend vermuten ließ, nicht allein auf die Bahnanlage, sondern es stellt sich überhaupt erst nach dem Ausstieg, wenn der erhoffte Gästezuwachs den Turmberg übervölkern und überfordern wird. Dass es den Planern der VBK allein um die technische Realisierung ihres Projektes geht, mag recht und billig sein. Interessant zu wissen wäre aber, wer – neben den womöglich verschenkten Millionen von Euro – für die ökologischen und städtebaulichen Folgen die Verantwortung übernehmen wird.

Dr. Klaus Beyrer

 

Leserbrief in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 10.02.21:

Der Aspekt Stadtbild wurde vergessen

Zum Artikel „Turmbergbahn soll reizvoller werden“ vom 30. Januar:

Bei der digitalen Präsentation, bei der leider nur 250 Zuhörer zugelassen waren, wurden nahezu alle Aspekte, die es zu berücksichtigen galt, erwähnt. Von den Erschütterungen bei den Holz­balken­decken in den Häusern bis hin zur insektenfreundlichen Beleuchtung. Nur einen Aspekt hat man vergessen: Das Stadtbild und die Menschen dieser Stadt, die dann zukünftig mit dem baulichen Ergebnis leben müssen.

Die Bergbahnstraße, als Stadtraum sicher ungewöhnlich, möglicherweise sogar einmalig, ist geprägt durch den Grünstreifen in der Mitte mit ein paar Magnolien, mehr nicht – spröder Charme mit hohem Wiedererkennungswert. Jeder, der diese Straße einmal gesehen hat, wird sie nicht vergessen. Städte brauchen solche Orte. Unverwechselbar und Identität stiftend – entstanden aus der Idee, die Bahn irgendwann einmal zu verlängern, wenn dies technisch und ökonomisch machbar sein sollte. Unsere Väter und Großväter waren kluge Leute, denn sie wussten, warum sie dieses Projekt nie angegangen sind, technisch und ökonomisch zu keiner Zeit vertretbar.

Heute nun, mit Hilfe von Schweizer Bergbahn-Spezialisten, wäre dies technisch endlich machbar. Doch zu welchem Preis? Und ich meine nicht die zirka zehn Millionen Euro Fördermittel (= Steuergelder), die man beantragen will und auf deren Bewilligung man hofft, wenn man aus einer Freizeitbahn ein öffentliches Verkehrsmittel macht. Denn nun wird der Grünstreifen in der Mitte zur Betonpiste für die neue Bahn, eingefasst auf beiden Seiten von einem „Designerzaun“ mit einer, nach meiner Einschätzung, eher kurzen optischen Verfallszeit. Aber Zaun bleibt Zaun, 1,80 Meter hoch! Und dann taucht die Betonpiste am unteren Ende der Bahn in einem Graben ab, um dann in der neuen Station zu enden, die mit Verlaub etwas fremd und dicht an der Bundesstraße steht.

Am oberen Ende der Straße hebt sich dann die Bahntrasse langsam in einem kurvenförmigen Viadukt über das jetzige Straßenniveau, um dann im Bereich der jetzigen Talstation auf die bestehende Bahntrasse einzuschwenken. Dort entstünde, laut Aussage der Planer, dann eine „platzartige Unterführung“ für Fußgänger und Radfahrer, die sich sanft in den Berg schiebt. Auch mit guter räumlicher Vorstellungskraft kann man dieses beschriebene Bauwerk nur schwer erfassen! Die in der Präsentation gezeigte Perspektiv-Skizze könnte überall auf der Welt sein und zeigt in keinster Weise die Realität an dieser Stelle. Hier ist dringender Handlungsbedarf. Um verantwortungsvoll über diese Situation zu entscheiden, bedarf es genauerer und räumlich verständlicher Darstellungen in Form von Modellen oder fotorealistischen Darstellungen. Ohne dies wäre es geradezu fahrlässig, eine politische Entscheidung zu treffen.

Zur architektonischen Gestaltung der Bauwerke habe ich schon eine Meinung, aber meine kollegiale Haltung gegenüber meinen Schweizer Kollegen verbietet es mir, diese an dieser Stelle zu äußern. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass der Gestaltungsbeirat der Stadt dieses Projekt so einfach „durchwinken“ wird. Da sehe ich noch eine Menge Luft nach oben. Abschließend sei die Frage erlaubt, ob 200 Meter Fußweg mehr in der Freizeit, tatsächlich diesen finanziellen Aufwand und das katastrophale bauliche Ergebnis rechtfertigen? Wenn man am Karlsruher Hauptbahnhof aus der Straßenbahn steigt und in einen Zug einsteigen will, muss man weit mehr als 200 Meter zu Fuß zurücklegen – und das in 100-facher täglicher Frequenz. Wenn man das dann ins Verhältnis zu neun Monaten Betriebszeit pro Jahr der jetzigen Freizeitbahn am Turmberg setzt, tun sich doch Fragen der Angemessenheit und Sinnfälligkeit auf.

Prof. Gerd Gassmann – Freier Architekt BDA

 

Artikel in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 05.02.21:

Das Vorhaben ist eine Schandtat der Planer

Zum Artikel „Turmbergbahn soll reizvoller werden“ vom 30. Januar:

Wenn man von der mangelnden Barrierefreiheit der alten Wagen absieht, kann man mitnichten davon sprechen, dass die geplanten neuen Wagen reizvoller wären als die alten. Ist doch der wichtigste Aspekt für den Reiz einer Fahrt mit der bisherigen Turmbergbahn der Blick über die Köpfe der anderen Fahrgäste hinweg. Erst hinunter auf das mittelalterliche Stadtbild von Durlach, dann auf Karlsruhe und schließlich auf die Rheinebene, die sich nach und nach vor den Augen der Fahrgäste ausbreitet. Dieses beeindruckende Panorama ist derzeit noch möglich durch die spezifische Gestaltung der alten, unverwechselbaren Bahn. Aber diesen Blick wird es nach der Verlängerung nicht mehr geben, wie auch, denn die neuen Wagen müssen wegen dieser geplanten Maßnahme ganz unterschiedliche Neigungswinkel am Berg ausgleichen können und wurden daher so konzipiert, dass sie sich immer automatisch in die Waagerechte begeben, auch, damit an allen Eingängen in die Waggons Barrierefreiheit möglich ist. Die durch eine viel zu aufwändige Sanierung erzielte Barrierefreiheit könnte auf ganz anderem Wege durch einen Shuttlebus garantiert und damit eine Verlängerung überflüssig werden.

Dass ein über ein Jahrhundert gewachsenes Viertel, welches sich zu den schönsten und attraktivsten der Stadt Karlsruhe zählen darf, durch diese Maßnahme in zwei Teile zerschnitten wird, ist die nächste Schandtat der Planer. Dabei wird auch nicht berücksichtigt, dass die zukünftige Bahn auf Ständern über dem Straßenniveau fahren wird, sodass die Mitfahrenden direkten Einblick in sämtliche an der Linie liegenden Häuser haben werden. Von ihnen stehen einige so nahe am Gleis, dass der Betrieb, gäbe es da nicht das Gewohnheitsrecht, womöglich gar nicht statthaft wäre. Auch sind viele Häuser erst nach Errichtung der Bahn hinzugekommen. Ein wunderschöner, das Stadtbild prägender Grünzug soll dabei dieser, für eine Strecke von 200 Metern lächerlich überdimensionierten Anlage zum Opfer fallen. 1,80 Meter hohe Zäune, deren mühsam beschönigende Gestaltung ihre Unansehnlichkeit keineswegs verbergen kann, sollen dem ästhetischen Desaster die Krone aufsetzen. Die hilflose Gestaltung als stählernes Strebengewirr will an die (zu opfernden) Magnolienbäume erinnern.

Eine Mittelstation der verlängerten Strecke auf Höhe der jetzigen Talstation wurde im Planungsprozess von Anfang an ausgeschlossen, wäre doch aber das schlagende Argument, um überhaupt davon sprechen zu können, dass es sich hier wirklich um einen Anschluss an den ÖPNV handelt, der steuerliche Fördermittel beanspruchen darf. Denn immerhin würde die Mittelstation den Anwohnern den täglichen Anschluss an das öffentliche Verkehrsnetz ermöglichen, sollten auch sie nicht mehr gut zu Fuß, aber gerne ohne Auto unterwegs sein wollen. Aber die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) argumentieren dagegen, die Fahrzeit würde sich durch eine Haltemöglichkeit (nur nach Bedarf) für alle auswärtigen Besucher zu sehr verlängern. Stattdessen mutet man den Anwohnern nun durch die zukünftige Verkehrsführung – wegen einer für Autos nicht mehr möglichen Querung der Bergbahnstraße infolge der Verlängerung – auch noch deutliche Umwege zu, die unsere tägliche Verkehrsbelastung nicht reduzieren, sondern erhöhen werden. Die Linie 29, die bisher alle, die nicht zu Fuß zur Talstation laufen wollten oder konnten, versorgt hat, wird entfallen. Gehbehinderte und ältere Anwohner werden wohl in Zukunft mit dem Auto zur Talstation fahren müssen.

Andrea Gerardi

 

Artikel in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ vom 23.01.21: Neues Kapitel in langer Geschichte

„Der Himmel weinte Tränen, als die letzte offizielle Fahrt mit der 77-jährigen Wasserballast-Bergbahn vor sich ging“, heißt es über die Durlacher Turmbergbahn in einem Manuskript, das im BNN-Archiv aufbewahrt ist. Der Text hält Eindrücke von der „letzten Bergbahnfahrt“ am 7. November 1965 fest und dokumentiert, mit welchem Herzblut die Menschen an der Standseilbahn hingen. „Eisenbahn- und Nahverkehrsfreunde gaben dem Bähnle mit Blitzlichtkamera und viel Begeisterung das letzte Geleit“, schreibt der Chronist. Dass die Menschen sich fasziniert und angezogen fühlen, zieht sich durch die bald 133 Jahre alte Geschichte der kleinen, aber feinen Bergbahn. Den Anfang machen Durlacher Bürger, die 105.000 Goldmark als Anlagekapital aufbringen. Damit wird am 12. Mai 1887 die „Drahtseilbahn Durlach-Thurmberg AG“ gegründet. 315 Meter lang, mit Zahnstangensystem, zwei per Stahlseil miteinander verbundene Waggons und Wasserballast als Antriebs- oder Zugkraft,um 100 Höhenmeter zu überwinden: Das Konzept ist pfiffig, die Eckdaten stimmen bis heute. Die Original­waggons dienen unverändert bis 1965, lediglich 100 Meter Gleis werden 1958 erneuert. Nicht ein einziger Unfall trübt das Bild. Einmal reißt zwar tatsächlich ein Stahlseil, im Sommer 1917, doch die Notbremsen greifen tadellos. Als nach dem 75. Geburtstag eine Rundum-Erneuerung ansteht, ist der Abschied von den alten Wägelchen so für die Menschen schmerzlich. Ab 1967 ist die Freude an der aufgefrischten Turmbergbahn aber wieder groß wie eh und je. Jetzt steht erneut eine komplette Erneuerung bevor, und diesmal wird es ein größerer Schritt. Die Betriebserlaubnis für das Zwei-Waggon-Bähnchen erlischt Ende Oktober kommenden Jahres. Es ist die älteste noch betriebene Standseilbahn Deutschlands. Die neue Turmbergbahn, quasi Nummer drei, ist jetzt fix und fertig geplant. Die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) steuern den Abriss noch im Jahr 2022 und direkt daran anschließend den Neubau an. Wegen der Pandemie nur digital, informieren die Verkehrs­betriebe zum aktuellen Planungsstand angemeldete Anwohner und Interessierte am 28. Januar. Schon klar ist: Die neue Bergbahn wird erheblich länger. Ein- und Aussteigen können Fahrgäste künftig schon am Fuß der Hanglage, nahe der Endhaltestelle „Turmberg“ der Straßenbahn an der B3. Das schließt die touristische Bergbahn ans bestehende Nahverkehrsnetz an. Dadurch kann das Projekt auch öffentlich gefördert werden. Über 20 Millionen Euro kostet der Neubau nach aktueller Kalkulation, im April 2018 war noch von 14,7 Millionen Euro die Rede. Damals war eine ebenerdige Querung der Trasse bei der heutigen Talstation vorgesehen. Dort wird eine Unterführung für Fußgänger und Radfahrer entstehen. Das und Baukostensteigerungen treiben den Preis laut VBK nach oben. Der Neubau der Turmbergbahn soll stark durch Landesmittel finanziert werden, wohl durch mehrere Förderprogramme. Im Oktober 2020 rechneten die Verkehrsbetriebe sogar damit, maximal ein Viertel der Baukosten selbst zahlen zu müssen.Der Ortschaftsrat Durlach wollte eine Bedarfshaltestelle auf Höhe der heutigen Talstation. Dies hat der Gemeinderat aber mehrheitlich abgelehnt. Die Verkehrsbetriebe lehnen so eine zusätzliche Haltestelle ab, weil ein Stopp am Ort der jetzigen Talstation die Fahrtzeit von dreieinhalb Minuten quasi verdoppeln würde. Die Bahn brächte so pro Stunde nur 475 statt 840 Fahrgäste auf den Berg mit dem markanten Aussichts­turm.“

 

Artikel aus dem „Alpinforum“ zur Erweiterung der Turmbergbahn:
(Beitrag von Benutzer „Harzwinter“ vom 07.10.2020 – 13:22)

Da ich kein bestehendes Infrastruktur-Topic für die Karlsruher Standseilbahn auf den Turmberg finden konnte, eröffne ich für die Informationen zum bevorstehenden Neubau der Bahn ein neues.

Die Turmbergbahn fährt vom Karlsruher Stadtteil Durlach auf den 256 m hohen Turmberg und überwindet dabei 100 Höhenmeter. Sie wurde bereits 1888 erbaut und fuhr ursprünglich mit Wasserballast als Antrieb. 1945 wurden Kriegsschäden repariert, 1966 erfolgte ein Totalumbau von Trassierung und Bahn, die in diesem Rahmen auf Elektroantrieb umgestellt wurde. 2004 erhielt die Bahn ein neues Seil. Sie gehört den stadteigenen Verkehrsbetrieben Karlsruhe (VBK) und befördert rund 100.000 Fahrgäste pro Jahr. Auf dem Berg befinden sich eine Aussichtsplattform, der historische Bergfried der ehemaligen Burg Hohenberg, zwei Restaurants mit Außenanlage, ein Waldseilgarten, das Gelände eines Schützenvereins und die Sportschule Schöneck.

Die mehrfach verlängerte Betriebserlaubnis für die alte Bahn läuft 2022 aus. Darum planen die Karlsruher Verkehrsbetriebe schon länger einen Totalneubau, für den zwei Jahre veranschlagt werden. Vergabekandidat für die Ausschreibung ist Garaventa. Im Rahmen des Neubaus soll die Bahn, die aktuell ein gutes Stück oberhalb der Durlacher Hauptdurchgangsstraße / B3 im Wohngebiet startet, um ca. die Hälfte ihrer aktuellen Länge nach unten bis zur Hauptstraße verlängert und so ans Straßenbahnnetz angebunden werden. Die bestehende Talstation würde dann zu einer Mittelstation mit Bedarfshalt umgebaut, was allerdings die Fahrzeit von 3,5 auf 7,5 Minuten verlängern und die Kapazität (bei gleicher Wagengröße) von 840 auf 475 Personen pro Stunde fast halbieren würde. Die aktuell baulich versteckte Seilbahntechnik würde von Garaventa beim Neubau teils sichtbar gemacht.

Wie das bei solchen Planungen nun mal so ist, sind die errechneten Baukosten seit 2018 von damals 14,7 Mio Euro mittlerweile auf 20,9 Mio Euro gestiegen, und typischwerweise steigen sie ja während der Bauzeit noch einmal. Die Verkehrsbetriebe Karlsruhe wollen die Pläne nur umsetzen, wenn das Land Baden-Württemberg mindestens die Hälfte der Baukosten übernimmt, und man sucht weitere Fördermöglichkeiten. Die Pläne sollen am 20. Oktober 2020 zunächst vom Karlsruher Gemeinderat genehmigt werden. Die enormen Baukosten werden mit einer erwarteten Erhöhung der Fahrgast­zahlen gerechtfertigt.

Meine Meinung:

Selbst als großer Seilbahnfreund empfinde ich die dargestellte Kosten-Nutzen-Relation für den Neubau der Turmbergbahn inkl. Verlängerung als unpassend, zumal die Stadt Karlsruhe parallel 1,5 Milliarden Euro in ihrer aus dem Ruder gelaufenen U-Bahn-Lösung versenkt. Die damals in ähnlicher Situation befindliche Wildbader Sommerbergbahn beispielsweise (mit jährlich bis zu 250.000 Fahrgästen) wurde 2010/11 von Garaventa für rund 7 Mio Euro erneuert. Ein ähnlicher Kostenrahmen wäre aus meiner (Steuerzahler-)Sicht auch für die Erneuerung der Turmbergbahn diskussionsfähig. Wenn die Verlängerung der Bahn zu teuer ist, bleibt die Talstation halt, wo sie ist – schließlich funktioniert dieses Konzept seit nunmehr 154 Jahren. Von den anderen beiden Dritteln der 21 Mio Euro ließen sich gesellschaftlich wichtigere Projekte wie die Unterstützung von Bildungs­einrichtungen oder Kitas oder der Bau eines Altenheims finanzieren.

Quelle: Alpinforum.com vom 07.10.2020



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Artikel in den Badischen Neuesten Nachrichten vom 23.05.2018: